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Großer Ziegenberg Großer Ziegenberg in Ballenstedt: Wo Adolf Hitlers Lieblingsneffe Heinrich Hitler sein Abitur machte

Von Susanne Thon 20.05.2018, 10:53
Ab 1934 wurden die Gebäude auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt als  „Nationalpolitische Erziehungsanstalt Anhalt“ errichtet.
Ab 1934 wurden die Gebäude auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt als  „Nationalpolitische Erziehungsanstalt Anhalt“ errichtet. Jürgen Meusel

Ballenstedt - Heinz war weder ein besonders guter noch ein schlechter Schüler, aber er war linientreu. Und er hieß Hitler mit Nachnamen. Von 1935 bis 1939 besuchte er die Napobi in Ballenstedt und legte dort das Abitur ab.

15 Jahre alt war er, als er auf das Internat kam. In seiner Freizeit las er Bücher des Schriftstellers Karl May. Sein Onkel soll ihm alle Bände vermacht haben.

Heinz Hitler war Adolf Hitlers Lieblingsneffe und die Verwandtschaft ein Umstand, der für den Baufortschritt auf dem Großen Ziegenberg nicht ganz unerheblich gewesen sein dürfte. „Mit so einem Schüler im Gepäck hat sich kein Beamter getraut, irgendetwas abzulehnen“, sagt Karl-Heinz Meyer, der Vorsitzende vom Verein „Forum Großer Ziegenberg“.

Er hat sich mit den zwei Geschichten des Schulungszentrums, das  zu DDR-Zeiten Bezirksparteischule war, auseinandergesetzt.

Unterkünfte für 400 Schüler, in der Mitte ein Exerzierplatz

Auf dem 35 Hektar großen Gelände entstand ab 1936 ein Gebäudekomplex von monumentaler Wucht. Die Häuser, Unterkünfte für 400 Schüler, Wirtschafts- und Unterrichtsgebäude wurden in ihren Grundrissen dem Reichsadler und den SS-Runen nachempfunden. In der Mitte befand sich ein  Exerzierplatz.

Der Anblick ließ erst mal jeden Schüler vor Ehrfurcht erstarren. „So eine Architektur bewirkt etwas, als Zehnjähriger bist du geplättet von der Gewaltigkeit“, erklärt Meyer.

35 Meter hoher Turm überragt Schloss Ballenstedt

Ein gewollter Effekt. Mit seinen 35 Metern überragt der Turm das Schloss, den Stammsitz der Askanier. Er musste so hoch werden, der neue Geist sollte alles in den Schatten stellen.

Bis heute prägt der Turm - von weither sichtbar - das Stadtbild. Und der Große Ziegenberg, er übt eine beinahe magische Anziehungskraft aus: für Geschichtsinteressierte und Enthusiasten wie Meyer und seine Mitstreiter im Verein, für Fotografen und Filmteams, aber auch für Diebe und  Zerstörungswütige, die die dritte Geschichte - die des Ziegenbergs als verlassener Ort - mitschreiben.

Ziegenberg in Teil 2 von „Vergessen im Harz“

Als verlassener Ort war das Schulungszentrum  im zweiten Teil der Dokumentation „Vergessen im Harz“ zu sehen. Für die  Premiere des dritten Teils kommen Regisseur Enno Seifried und sein Team  Ende Mai zurück an den Drehort - und mit ihnen Hunderte Gäste.

Binnen kürzester Zeit waren alle Vorstellungen ausverkauft. „Das ist für uns natürlich Reklame“, findet Meyer. „Aber eigentlich eine negative.“ 

Hoffnung auf positive Zukunft auf dem Ziegenberg

Er hat die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben, dass sich eines Tages alles zum Positiven wendet, dem Großen Ziegenberg eine vierte Geschichte widerfährt.  Dafür „ist es schon wichtig, dass Ballenstedt da präsentiert wird“, findet er. (mz)

(mz)