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Behindertensport Behindertensport: Auf nach London

Von Detlef Anders 21.06.2012, 17:53

Quedlinburg/MZ. - Erstmals darf eine Sportlerin aus Quedlinburg an einem Paralympischen Sommerlager, das bei den Paralympics in London durchgeführt wird, teilnehmen. Anja Benndorf, die bereits mehrfach als Sportlerin des Jahres im Harz im Bereich Behindertensport Nachwuchs ausgezeichnet wurde, hat dieses Glück. Ende August darf sie die fast zweiwöchige Reise gemeinsam mit 37 anderen jungen Sportlern aus ganz Deutschland antreten.

Völlig aufgeregt war die 16-jährige Schülerin der Sine-Cura-Schule am Mittwoch aber nicht allein aufgrund dieser Tatsache. Sie wurde im Rahmen der Eröffnung der Kreis-Kinder- und Jugend-Olympiade im Behindertensport vor Schüllern der Schulen mit geistig behinderten Kindern aus dem Harz als Teilnehmerin vor Vertretern von Behörden und Politikern aus dem Landkreis als Teilnehmerin vorgestellt. Zudem erhielt sie vom Förderverein "Jedem Kind sein Verein" das noch fehlende Geld, das weder ihre Eltern, noch andere Sponsoren aufbringen konnten, damit sie die Reise überhaupt antreten kann. Einen symbolischen Scheck in Höhe von 100 Euro übergab ihr Dirk Michelmann, der Chef des Fördervereins.

Die Teilnahme drohte zuvor an der Finanzierung zu scheitern, beschrieb Michelmann, der von Petra Klingner, der Vorsitzenden des Behinderten- und Rehabilitationssportvereins Sine Cura deshalb um Hilfe gebeten wurde. Doch auch andere Akteure aus dem Landkreis, Eltern und Bekannte, Freunde, der eigene Sportverein, der Koba bis zur DBSJ halfen Anja.

Mit dickem Kloß im Hals und Tränen in den Augen bedankte sich die 16-Jährige im Namen ihrer Eltern für die Unterstützung. "Du bist unsere Super-Leichtathletin", lobte Eva-Maria Siegmund, Lehrerin an der Quedlinburger Schule und gleichzeitig beim Landesverband BSSA für die Jugendarbeit verantwortlich. Sie hat bereits Nachwuchssportler des Landes als Betreuerin zu den Paralympischen Sommerlagern in Peking, Athen und Vancouver begleitet und weiß, was Anja erwartet: Sie kann bei allen Wettkämpfen zuschauen, ist bei der Eröffnung und Abschlussfeier dabei, hat die Chance, sich London anzusehen, die deutsche Botschaft und eine deutsche Schule in London zu besuchen. "Das wird toll", ist sich Siegmund sicher.

Anja Benndorf hatte vor allem mit ihren guten Leichtathletik- Leistungen für Erfolge gesorgt und war schon beim Ländercup dabei. Nun hat sie bereits den gleichen Trainingsanzug bekommen, den die deutschen Teilnehmer der Paralympics tragen und auf dem ganz groß "Deutschland" steht. "Das wird ihr ganz viel Motivation geben", ist sich Eva-Maria Siegmund sicher. "Du vertrittst Deutschland von Quedlinburg nach London."

"Auf das Olympia-Stadion mit den vielen Zuschauern freue ich mich besonders", sagte die 16-Jährige. Anja war in der dritten Klasse von ihrer Sportlehrerin angesprochen worden, ob sie als gute Athletin nicht im Verein trainieren möchte. Seit dem Okay der Eltern ist sie im BRSV Sine-Cura Mitglied, wo sie neben der Leichtathletik auch Freunde am Tischtennis und sogar am Break-Dance fand.

Im Fernsehen verfolgt Anja aber eher die Fußballspiele eines Münchner Teams. "Sie ist großer Bayern-Fan", erklärte die Mutter Silke Benndorf. Sie macht für das Talent Anjas Vater Andreas verantwortlich. "Der war früher Leichtathlet und hat viele Medaillen gesammelt." Aber ohne die Förderung ihrer Schule und den Verein wäre sie nie so weit gekommen, hob Silke Benndorf hervor. "Ich bin ganz stolz auf meine Tochter."