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Justiz Justiz: Opfern soll geholfen werden

10.11.2010, 15:25

MAGDEBURG/MZ/CH. - Neun Jahre hat es gedauert, bis die Mutter einer ermordeten Frau dem Täter gegenüber treten konnte. Eine lange Zeit, in der die Betroffene mit professioneller Hilfe Kraft sammeln konnte, um einem Täter-Opfer-Ausgleich zuzustimmen. Er ist wichtig, um das Geschehene zu verarbeiten, sagt Adelheid Roschinski vom Sozialen Dienst der Justiz in Magdeburg. Dort werden unter anderem Opfer beraten oder erhalten Hilfe bei der Prozessbegleitung.

Der Soziale Dienst spiele eine zentrale Rolle für den Opferschutz im Land, sagte Justizministerin Angela Kolb (SPD). Sie stellte am Mittwoch im Vorfeld ihrer Regierungserklärung am Freitag im Landtag einen Bericht zum Thema "Opferschutz in Sachsen-Anhalt" vor. Dieser solle für das Thema sensibilisieren, sagte Kolb. Erstmals sei darin zusammengefasst, welche Rechte und Ansprüche Opfer haben, wo sie Hilfe bekommen und welche Projekte - etwa in Sachen Prävention - bereits bestehen. Insgesamt zog Kolb eine positive Bilanz. "Was die Infrastruktur angeht, sind wir vorbildlich ausgestattet." 2009 waren 484 Menschen durch die Opferberatung betreut worden.

Dennoch gebe es noch einiges zu tun, räumte Kolb ein. So müssten etwa einzelne Opferhilfen intensiver zusammenarbeiten. Beim Opferhilfe-Verband Weißer Ring sieht man indes auch gesetzlichen Handlungsbedarf. "Nach wie vor sind wesentliche Nachbesserungen nötig", erklärte der Landesvorsitzende Wolfgang Kummerländer. Unter anderem forderte er, die Öffentlichkeit bei der Vernehmung kindlicher und jugendlicher Opferzeugen in der Hauptverhandlung auszuschließen. Bisher sei dies von vorn herein nur im Verfahren gegen jugendliche Täter der Fall.

Die FDP hat unterdessen die Vorlage des Opferschutzberichtes scharf kritisiert: "Das Papier erst zwei Tage vor einer Regierungserklärung zum gleichen Thema dem Parlament vorzulegen, ist schon ein wenig unverschämt", sagte Fraktionschef Veit Wolpert. Damit bliebe kaum Gelegenheit, sich eingehend damit zu beschäftigen.