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Hochschulen Hochschulen: Melken gegen Klischees

Von JULIA KLABUHN 26.05.2010, 18:17

HALLE/MZ. - "Ich trinke Milch eindeutig lieber, als dass ich melke", sagt Gabriela Randig lachend. Die 18-jährige Schülerin aus Köln ist seit Montag "Fernost-Reporterin". Gemeinsam mit fünf anderen Abiturienten aus Westdeutschland gehört sie zum Team Blau, das die Hochschulen in Halle, Wernigerode, Magdeburg und Potsdam kennenlernen wird. Auf drei weiteren Touren der "Nachwuchsjournalistenrallye Fernost" sind Schüler derzeit durch die neuen Bundesländer unterwegs. Sie sollen ihre Erlebnisse über Twitter, Videoportale und Facebook mit der Welt teilen und so Werbung für ostdeutsche Hochschulstandorte machen.

Die Rallye gehört zur Hochschulkampagne "Studieren in Fernost". Mit einem Internetportal werden Schüler auf die Universitäten und Fachhochschulen im Osten aufmerksam gemacht. "Die Web-2.0-Kampagne muss aber mit Aktionen in der realen Welt kombiniert werden", sagt Gerhard Wünscher vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt. Über das Internet könnten die Schülerreporter, die durch Ostdeutschland reisen, diese realen Erlebnisse wiederum teilen. "Sie sind Multiplikatoren", so Wünscher.

Die Woche nach Pfingsten begann für die sechs Multiplikatoren eher unausgeschlafen. Am Dienstag hatten die Schüler gegen zwei Uhr morgens noch den letzten Text bei Twitter eingetragen: "Gute Nacht! Morgen machen wir weiter!" Rund sieben Stunden später sind sie am halleschen Universitätsplatz verabredet. Der Rektor der Universität, Wulf Diepenbrock, holt die Studenten hier zu einem Rundgang ab. Mit seinen Gästen aus dem Westen ist er sehr zufrieden. "Ich habe die Schüler bereits zum Abendessen getroffen und sofort festgestellt, dass sie hellauf begeistert von Halle sind", sagt Diepenbrock. Mögliche Vorurteile gegen das Leben im Osten seien schnell so gut wie verschwunden gewesen. "Die Begeisterung für Halle, das ist es, was wir vermitteln wollen. Wir sind stark darauf angewiesen, dass Abiturienten aus den alten Bundesländern nach Halle zum Studieren kommen", sagt Diepenbrock.

In Halle studieren, das hat Max Rudolph in seiner Bewerbung als Fernost-Reporter ausdrücklich als Ziel angegeben. Der 17-Jährige aus Munster (Niedersachsen) möchte Lehramt studieren. An die Saale zieht es ihn wegen der guten Studienbedingungen.

"Ich habe mich beworben, um journalistische Erfahrungen zu sammeln", sagt dagegen Gabriela Randig. Außerdem habe sie sehen wollen, wie der Osten wirklich ist. "Es gibt ja noch viele Vorurteile", sagt die Kölner Schülerin. Und nicht alle seien falsch: Plattenbauten und der gewöhnungsbedürftige Dialekt, den sie allerdings eher lustig findet. Dafür gebe es viele gut erhaltene Altbauten und viel Kultur. "Das Flair ist sehr wichtig für einen Studienort", sagt die Schülerin. Teamkollegin Judith Burau will sich durch die Rallye vor allem inspirieren lassen. Im Anschluss an den Melkwettbewerb tut sie das etwa beim Wettpflügen auf dem Julius-Kühn-Versuchsacker der Uni Halle. "Wo lang müssen wir denn so ungefähr mit dem Traktor?", fragt sie etwas unsicher vor ihrem Einsatz. Nachdem sie sicher und flott ein Furche gepflügt hat, klingt sie begeisterter: "Das macht Spaß, man hat ja sonst nie die Chance, so etwas zu machen."

Die Chance auf ungewöhnliche Erlebnisse bietet sich auch am folgenden Tag. Das Team Blau ist zum "Sky-Shooting" an die Hochschule Harz in Wernigerode gereist. Dort müssen die Schüler mit einem ferngesteuerten Hubschrauber ein Luftbild machen. Nachmittags twittern sie: "Quadrokopter im Anflug! Judith ist heute Team-Captain." Die Aufgaben seien von Tag zu Tag eine Überraschung, erklärt die Teambetreuerin Marianne Seip, die für das Redaktionsbüro der Hochschulinitiative Neue Bundesländer arbeitet. "Schließlich soll die Tour eine Abenteuerreise sein", so Seip. Für heute ist an der Hochschule Magdeburg-Stendal ein "Katastrophen-Kommando" angekündigt.

"Ich stelle mich auf alles ein, vom Löschen mit dem Schlauch, bis hin zur Kommandoführung", sagt Schülerin Simone Junker. Auf Überraschungen ist das Team vorbereitet. Nur eines ist dieser Tage sicher: Die Schüler wollen den Publikumspreis gewinnen. Dazu müssen ihre Fotos, Videos und Texte im Internet von möglichst vielen Nutzern gewählt werden. "Das ist schon ein ziemlicher Kommunikationsstress", sagt Simone Junker. Trotzdem sind die Abiturienten froh, dass sie die Reise angetreten haben. "Unsere Freunde zu Hause finden das toll und eigentlich sind sie ein wenig neidisch", sagt Gabriela Randig.

Informationen zur Rallye im Internet unter: www.studieren-in-fernost.de