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Fußball Fußball: Besorgter Blick zum Amtsgericht

13.02.2008, 18:55

Wittenberg/MZ/lö/sid. - Das Amtsgericht Magdeburg soll über den Ausgang eines Fußballspiels entscheiden (die MZ berichtete). Wie sind die Reaktionen?

In Fußballkreisen wächst die Befürchtung, dass immer öfter Zivilgerichte über sportliche Belange entscheiden sollen. Hintergrund ist eine vor dem Magdeburger Amtsgericht eingereichte Klage von Grün-Weiß Piesteritz gegen eine Entscheidung des Fußball-Verbandes Sachsen-Anhalt. "Über Sport sollte im Sport entschieden werden", sagte Fußball-Verbandspräsident Heinz Marciniak.

Die Piesteritzer wehren sich gegen ein Urteil zu dem mit 0:1 verlorene Punktspiel gegen Grün-Weiß Wolfen zu Beginn der Saison. Die Wolfener hatten einen Spieler eingewechselt, der nicht auf dem Spielbericht vermerkt und damit nicht spielberechtigt war. Das Sportgericht erkannte die Punkte deshalb den Piesteritzern zu, das Verbandsgericht aber revidierte dies später und verurteilte Wolfen nur zu einer Geldstrafe. Es berief sich auf ähnliche Urteile des Nordostdeutschen Fußballverbandes und des Deutschen Fußball-Bundes. Die Piesteritzer indes beharren darauf, dass die Regeln dort anders formuliert sind.

Beim Deutschen Fußball-Bund hieß es gestern, man bedauere die Piesteritzer Entscheidung, in der Solidargemeinschaft des Sports sei dies der falsche Weg. "Wir sind aber sicher, dass dies einer der wenigen Einzelfälle bleiben wird", betonte Sprecher Harald Stenger. Unterdessen sehen Vereine die Klage mit gemischten Gefühlen. Einerseits, hieß es etwa bei Union Sandersdorf oder Dessau 05, sei zwar das Urteil gegen Piesteritz nicht nachvollziehbar. Die Vermischung von Sport- und Zivilrecht halte er aber für bedenklich, so 05-Geschäftsführer Bernd Geipel. Union-Fußballchef Wolfgang Lattauschke befürchtet, "dass das Beispiel Schule macht".

Es ist das erste Mal, dass ein Verein gegen eine Spielwertung vorgeht - nicht aber der erste Weg vor ein Zivilgericht. Den ging auch Romonta Amsdorf vor Saisonbeginn, als der Verein wegen angeblich unzureichender Nachwuchsförderung zum Zwangsabstieg verdonnert wurde. Der Prozess endete mit einem Vergleich, Amsdorf blieb in der Liga.

Zum weiteren Prozedere im aktuellen Fall wollte sich das Magdeburger Amtsgericht gestern nicht äußern. Dies könne erst in einigen Tagen passieren, wenn dem Fußballverband die Klageschrift zugestellt wurde, so Sprecher Frank Gärtner.