Waschbär an der Leine Waschbär an der Leine: Blutrünstige Jäger im Burgenlandkreis?

Weißenfels - Der Beitrag in der MZ, in dem es um eine Familie geht, die ein Waschbärjunges an der Leine durch ein Dorf in der Nähe von Zeitz spazieren führte, hat ein lebhaftes Echo ausgelöst. In dem Beitrag äußert Jürgen Koschel, er ist Sachgebietsleiter der Unteren Jagdbehörde in der Kreisverwaltung, dass die Familie grob fahrlässig handelt und ihr Verhalten den Straftatbestand der Jagdwilderei erfüllt, weil die Familie unbefugt ein herrenloses Tier dem Naturkreislauf entzogen hat.
„An dem Beitrag ist nichts, aber auch gar nichts zurückzunehmen, der stimmt auf den Punkt genau“, so Kreisjägermeister Frank Kowazeck. Der Gesetzgeber habe eindeutig geregelt, was zu tun ist, wenn Junge in der Natur gefunden werden: „Tiere in der Natur sind grundsätzlich in Ruhe zu lassen“, ergänzt der Jäger. Nach dem Erscheinen des Beitrages äußern sich einige Leser kritisch darüber. „Mit Entsetzen habe ich den Bericht gelesen“, sagt beispielsweise Marvin Koch. Aus den Worten des Sachgebietsleiters spreche „Hass auf diese Tierart“, es würden „Lügen und Unwahrheiten“ dargestellt, schreibt ein anderer Mann.
Waschbärchen an der Leine
Dr. Francesco Dati schreibt: „Es gibt Leute, die sogar Tiger, Löwen, Geparden und weitere gefährliche Raubtiere an der Leine führen. Und Sie schreiben über ein Waschbärchen an der Leine. Eine wirklich große Leistung.“ Harald von Fehr von der „Unabhängigen Tierschutz-Union Deutschlands“ meldet sich auch zu Wort: „Welcher Antrieb ist es eigentlich, der Journalisten dazu ermuntert, mit ihrem größten Hass gegen eine Tierart verbal vorzugehen, die bei den Lusttiermördern, der barbarischen Jägerschaft, stets lediglich Tötungsabsichten aufkommen lässt?“ Die Rede ist von „blutrünstiger Jägerschaft, die Herren über Tod und Leben von Tieren in unserer Natur sind.“
Frank Kowazeck verschlägt es ob dieser Worte die Sprache. „Starker Tobak, den einige hier von sich geben“, fügt der Kreisjägermeister hinzu. Diese Leute würden sachliche Argumente nicht gelten lassen. Mit der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung in der Region habe man jedoch keine Probleme.
Weißenfelser Stadtjägermeister Armin Deubel
Ähnlich äußert sich der Weißenfelser Stadtjägermeister Armin Deubel. „Das, was ich hier höre, geht unter die Gürtellinie“. Der Weißenfelser begegne diesen Leuten bundesweit. „Letztens war ich zu einem Kongress mit Jägern in Dortmund. Vor dem Veranstaltungsgebäude beschimpfte uns eine Handvoll dieser Leute lautstark ,Mörderpack’“. Was hier an „Argumenten“ geäußert werde, sei vollkommen unsachlich. Deubel: „Sie sprechen ohne fachlichen Verstand, geleitet von falsch verstandener Tierliebe.“ Dass diese Naturschützer nicht davor zurückschrecken, Hochstände der Jäger anzusägen, habe er am eigenen Leibe zu spüren bekommen, als er auf einen angesägten Hochstand stieg, herabstürzte und sich Prellungen und Hautabschürfungen zuzog.
Armin Deubel, der seit über 35 Jahren als Jäger aktiv ist, weist zugleich darauf hin, dass es in der Tierwelt eben nicht nur schön zugehe, sondern die Natur habe Gesetze, in der die Tiere das von allein und ohne den Menschen untereinander regeln. „Ich räume ein, dass viele dieser Leute es mit den Tieren sicher gut meinen, aber sie setzen falsche Akzente“, sagt der Stadtjäger. Frank Kowazeck fügt hinzu: „Die gleichen Leute fragen uns, warum es immer weniger Singvögel gibt. Was habt ihr Jäger getan, um diese zu schützen?“ Dass aber der Waschbär ein riesiger Räuber von Nestern von Singvögeln ist, „vergessen“ sie zu erwähnen. Deubel warnt eindringlich vor den Waschbären, die sich sprunghaft vermehren. Und er fügt zugleich hinzu: „Diese Plage einzudämmen, das werden die Jäger allein nicht schaffen.“ (mz)