1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Recyclinganlage Naundorf: Recyclinganlage Naundorf: Wer setzt die Müllberge in Flammen?

Recyclinganlage Naundorf Recyclinganlage Naundorf: Wer setzt die Müllberge in Flammen?

Von Anka Stolper-Heinike 29.11.2016, 10:32
Gerätewart und Feuerwehrmann Marco Föhlisch reinigt die Schlauchhaspel, die beim Lösch-Einsatz in Naundorf gebraucht wurde.
Gerätewart und Feuerwehrmann Marco Föhlisch reinigt die Schlauchhaspel, die beim Lösch-Einsatz in Naundorf gebraucht wurde. feuerwehr

Teuchern - Die Mitglieder der Feuerwehren im Raum Teuchern schlagen Alarm. Sie haben die Nase gestrichen voll wegen der Dauereinsätze an der ehemaligen Recyclinganlage im Ortsteil Naundorf. „Wir sind am Ende unserer Kräfte, moralisch am Limit“, sagt der Teucherner Stadtwehrleiter Kai Virchow. „Es macht mich fertig, dass wir seit 2014 fast 40 Löscheinsätze nach Naundorf gefahren haben.“

Immer wieder werde dort liegengebliebener Müll von bislang Unbekannten angezündet, zuletzt erst wieder am Wochenenden. „Wie lange machen das die Kameraden und deren Angehörige mit“, fragt der 38-jährige Familienvater Virchow.

Fast 40 Feuerwehrleute mussten ausrücken

Am Sonnabend schrillten die Alarmanlagen im Teucherner Land erneut. Zum siebenten Mal seit Anfang September. „Um 19.15 Uhr gab es die Alarmierung. 37 Feuerwehrleute der Wehren Teuchern, Deuben, Krössuln, Trebnitz und Gröben waren im Einsatz. Gegen halb zwei war der Brand gelöscht“, erklärt Virchow im Gespräch mit der MZ.

Es ist ihm anzumerken, dass er stinksauer ist. Schließlich scheint es so, als gebe es da jemanden, der pünktlich zum Wochenende dafür sorgt, dass die Kameraden keine ruhige Minute haben. „Was da läuft, ist wirklich nicht mehr normal“, sagt der Mann aus dem Ortsteil Krössuln.

Er erzählt, dass die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren Gröben, Deuben und Krössuln besonderes Pech hatten. Denn eigentlich hatten sie wegen der Weihnachtsmärkte in ihren Ortsteilen frei. Doch die Pflicht rief und die Frauen und Männer rückten aus. Das Nachsehen hatten die Familien und Freunde, die zum wiederholten Mal auf ihre Angehörigen verzichten mussten wegen eines Brandes in Naundorf. „Wir fahren mittlerweile fast im Wochenrhythmus zu Einsätzen dorthin“, ärgert sich Virchow.

Am Samstag habe sich die Situation in der ehemaligen Recyclinganlage in Naundorf besonders kompliziert dargestellt, erklärt der oberste Teucherner Brandschützer. Wegen des Nebels habe man die Rauchentwicklung auf dem Gelände erst sehr spät wahrgenommen. „Das hat dort sicher schon einige Zeit vor der Alarmierung gebrannt“, vermutet Kai Virchow.

Auch Teucherns Bürgermeister Frank Puschendorf, der am Samstagabend vor Ort war, ist sich sicher, dass sich der Müll nicht selbst entzündet hat. „Ohne die Hilfe der Naumburger Bauunion hätte der Feuerwehreinsatz wohl mindestens zwei Tage gedauert“, vermutet der Stadtwehrleiter. Der Baubetrieb habe innerhalb von zwei Stunden einen Kettenbagger gebracht, mit dessen Hilfe die Müllberge auseinandergezogen wurden, damit die Brandnester gelöscht werden konnte.

Vor seinen Leuten zieht der Stadtwehrleiter den symbolischen Hut. Denn mit dem Löschen des Brandes sei die Arbeit ja nicht getan. Vielmehr müssten die Feuerwehrfahrzeuge neu betankt, gewaschen und einsatzbereit ausgestattet werden. Letzteres passiere im feuerwehrtechnischen Zentrum in der Weißenfelser Leopold-Kell-Straße, wo Schläuche und andere Geräte gereinigt und geprüft werden und im Teucherner Feuerwehrdepot.

Mehr Unterstützung erwartet

„Ich bin heilfroh, dass das mein Stellvertreter Marco Föhlisch als Gerätewart der Stadt in seiner Arbeitszeit erledigen kann und so viel leistet. Denn unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute könnten das nicht auch noch stemmen“, betont Kai Virchow. Ihn ärgert vor allem das Verhalten der Landkreisbehörden gegenüber den Brandschützern. „Ich erwarte ja keinen Blumenstrauß, aber wenigstens mehr Unterstützung für die Stadt Teuchern und ein Dankeschön an die Feuerwehrleute“, so Kai Virchow.

Zumindest gibt es einen Lichtblick. Der Burgenlandkreis hat 300 000 Euro im Haushaltsentwurf eingeplant, um alle brennbaren Stoffe, einschließlich der Reifenstapel vom Gelände zu entfernen. Das werde dann aber auch höchste Zeit, findet Kai Virchow. Denn zu dem in Naundorf vorhandenen Müll komme ja immer wieder neuer dazu, der illegal abgeladen werde. „Plötzlich sind da Plaste-Rohre, die vorher nicht da waren. Und auch Hausmüll und Bauschutt kippen irgendwelche Leute dahin“, erzählt er. (mz)

Während die Einsatzkräfte sie mit Wasser besprühten, wurden die Müllberge mit dem Bagger auseinandergezogen.
Während die Einsatzkräfte sie mit Wasser besprühten, wurden die Müllberge mit dem Bagger auseinandergezogen.
Peter Lisker