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Brennender Müll Feuerwehr-Großeinsatz in ehemaliger Recycling-Anlage in Naundorf

Von Birger Zentner 30.11.2016, 02:00
Brennender Müll: Auf dem ehemaligen Recyclinghof Naundorf wurden am Dienstag erhöhte Blausäure-Werte festgestellt.
Brennender Müll: Auf dem ehemaligen Recyclinghof Naundorf wurden am Dienstag erhöhte Blausäure-Werte festgestellt. Peter Lisker

Naundorf - Die Brände in den Müllbergen der ehemaligen Recyclinganlage im Teucherner Ortsteil Naundorf haben neue Dimensionen erreicht. Innerhalb von drei Tagen hat es zwei Mal gebrannt, zum achten Mal seit September. Und keiner weiß, was genau in Flammen steht.

Feuerwehr-Großeinsatz in ehemaliger Recycling-Anlage in Naundorf

Nach dem Brand am Sonnabend wurden die Feuerwehren im Teucherner Raum am Dienstag gegen 4.30 Uhr erneut alarmiert. Einsatzleiter Marco Föhlisch wollte auf Nummer sicher gehen und forderte einen Spezialtrupp der Weißenfelser Wehr an mit Messgeräten für atomare, biologische und chemische Katastrophen.

„Festgestellt wurde, dass die Rauchschwaden beträchtliche Mengen an giftiger Blausäure enthielten“, berichtet Föhlisch. „Die Konzentration übertraf zeitweise die Grenzwerte für Einsätze um das sechsfache“, präzisierte der Einsatzleiter. Zum Glück zog der Rauch nicht in Richtung bewohnter Gebiete. Dennoch wurde eine Sperrzone eingerichtet. Damit war aber auch klar, die Löscharbeiten können nur unter voller Schutzausrüstung vorgenommen werden.

Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag) leistete Hilfe

Allerdings gab es dafür ein beträchtliches Handicap: Die Wasserentnahmestellen waren von Feuer und Rauch blockiert. Hilfe kam unter anderem von der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag). Die brachte mit eigenen Fahrzeugen aus der Deubener Betriebsstätte Wasser, um den Löschteich im Gelände der Recyclinganlage aufzufüllen. „So bekommen wir rund 50.000 Liter Wasser“, sagte der Teucherner Stadtwehrleiter Kai Virchow. Mit dem eigenen Tanklöschfahrzeug, das 8 .000 Liter fasst und einem 9.000-Liter-Tanker der Zorbauer Feuerwehr wurde in den Nachmittagsstunden ein Pendelverkehr zum Transport von Wasser zwischen Mibrag und dem Brandherd eingerichtet.

Bis weit in die Nacht hinein waren Dutzende von Feuerwehrwehrleuten aus Teuchern, Deuben, Gröben, Trebnitz und Krössuln mit den Löscharbeiten beschäftigt. Das Feuer war in einem 20 mal 20 Meter großen und fünf Metern hohen Schutthaufen gelegt worden und fraß sich immer tiefer in den Berg. Erst als ihn ein Bagger - erneut von der Naumburger Bauunion - auseinanderzog, konnten die Flammen wirksam bekämpft werden.

Die neue Branddimension rief am Dienstag die Kreisverwaltung auf den Plan. Symbolisch zogen die Rauchschwaden auch bis an den Magdeburger Kabinettstisch. Wie der Weißenfelser Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) gegenüber der MZ sagte, habe Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Umwelt- und Finanzminister aufgefordert, wirksame Maßnahme zu ergreifen, um das Gelände zu beräumen.

Da auf dem Areal einst zwei Müllfirmen angesiedelt waren, hatten sich Kreis und Land die Verantwortung bei der Überwachung der Abläufe geteilt. Nun müssen sie sich auch die Verantwortung für die Entsorgung teilen. Die Firmen waren nach dem Tod des Inhabers 2012 in Insolvenzverwaltung übergegangen.

Recyclinghof in Naundorf: Müll-Entsorgung soll noch dieses Jahr beginnen

Wie Landrat Götz Ulrich am Dienstagnachmittag in Naundorf gegenüber den Feuerwehrleuten verkündete, soll auf dem Kreisteil nun nicht erst 2017 mit der Abfallentsorgung fortgefahren werden, sondern noch in diesem Jahr - nach Möglichkeit in der übernächsten Woche. „Vorausgesetzt wir finden eine Firma, die so schnell loslegen kann“, sagte Ulrich. So wolle man auch das Land unter Zugzwang bringen. Kreis und Land hatten schon einmal 2014/15 gemeinsam agiert und erste Mülltransporte von Naundorf zur Verbrennungsanlage veranlasst, das Land jedoch mit erheblicher Verzögerung.

Ulrich will wieder einen Wachdienst auf dem Gelände einsetzen wie schon 2014, was dazu führte, dass es über Monate keine Brände gab. Das hatte damals der Kreis bezahlt, jetzt wäre das Land dran. Er werde das dem Staatssekretär im Umweltministerium vorschlagen. Wie auch immer die Reaktion ausfällt, er werde die Überwachung veranlassen, sagte Ulrich. Denn nach 85 Bränden im Raum Teuchern innerhalb von acht Jahren ist den Brandschützern nicht mehr zu vermitteln, dass man keinen Schlussstrich ziehen kann. (mz)