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Machtkampf bei der AfD Politik als Beutegemeinschaft (Kommentar)

Der Mann, der zu viel weiß: Warum Jan Wenzel Schmidt für die AfD in Sachsen-Anhalt gefährlich ist.

Von Kai Gauselmann 18.12.2025, 18:45
MZ-Kommentator Kai Gauselmann
MZ-Kommentator Kai Gauselmann (Foto: MZ / Stedtler)

Was Jan Wenzel Schmidt seinen Parteifreunden von der AfD geschickt hat, sieht nur aus wie eine E-Mail. Tatsächlich ist es ein politischer Sprengsatz, der das Zeug dazu hat, der AfD in Sachsen-Anhalt schwersten Schaden zuzufügen und ihre Chancen bei der Landtagswahl im kommenden Jahr dramatisch zu schmälern – und den Fernzünder hält in der Hand: Jan Wenzel Schmidt.

Warum die Vorwürfe so brisant sind

Die besondere Brisanz der im Raum stehenden Vorwürfe ergibt sich auch aus dem Auftreten der AfD. Seit ihrer Gründung gehört zu der Partei die Behauptung, anders zu sein als die anderen Parteien – früher „etablierte Parteien“ genannt, seitdem die AfD mit Abgeordneten auf allen Ebenen selbst etabliert ist, redet man lieber von „Altparteien“. Jenen wirft die „Alternative“ jedenfalls notorisch und pauschal etwa Parteienklüngel vor, und dass sie Deutschland schadeten.

So etwas hat Sachsen-Anhalt noch nicht erlebt

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Schmidts Vorwürfe, so sie denn zutreffen, hat Sachsen-Anhalt indes noch nicht erlebt: Vetternwirtschaft und Abrechnungsbetrug nicht bei einzelnen, sondern bei einer Vielzahl führender Parteigranden und Abgeordneter. Es geht konkret um als Dienstreisen deklarierte Lustreisen, über Kreuz angestellte Familienangehörige, die der Steuerzahler bezahlen muss: Die AfD steht nicht als Alternative da – sondern als politische Beutegemeinschaft, die statt an das Wohl dieses Landes vor allem an das eigene Portemonnaie denkt.

Was das Kalkül hinter der E-Mail ist

Jan Wenzel Schmidt ist dabei allerdings nicht der Saubermann, der aufräumt – eher ein Esel, der andere Langohr schimpft. Wegen ähnlicher, nicht minder schwerer Vorwürfe ist Schmidt von einem Parteiausschluss bedroht. Namen hat er noch nicht genannt, das droht er nur an. So dürfte das Kalkül dieser Mail sein: Schmidt führt der AfD vor Augen, was passiert, wenn er aus der Partei fliegt. Wenn seine Parteifreunde ihn fallen lassen, wird er so viele von ihnen mitnehmen, wie er kann.