Klosterkirche Zscheiplitz Klosterkirche Zscheiplitz: Die Glocke im Kofferraum

Zscheiplitz - An einem Tag Ende Januar fuhr ein Audi Q5 mit einer besonderen Fracht über die deutsch-österreichische Grenze. Im Kofferraum lag eine Glocke. Ihr Durchmesser: 68 Zentimeter, ihr Gewicht: 185 Kilogramm, ihre neue Heimat: Klosterkirche Zscheiplitz. Fast 100 Jahre war der Platz neben der ersten Glocke aus dem 16. Jahrhundert, einst in Laucha gegossen, verwaist. Nun soll die Leere ausgefüllt werden, die im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs eingeschmolzene Bronze eine Nachfolgerin erhalten. Zur Freude des Vereins der Klosterbrüder, die sich seit Jahren um das Gotteshaus bemühen. „Das ist nun das i-Tüpfelchen“, meint Joachim Götze, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins.
Der Verein der Klosterbrüder ging 1995 aus der Interessengemeinschaft Klosterkirche Zscheiplitz hervor, die sich bereits 1985 gegründet hatte. Eine Gedenktafel im Gotteshaus, das zum Antrag der Region auf das Unesco-Welterbe zählt, weist auf die seit jenem Jahr aktiven Mitglieder.
Wer die Glockenaktion unterstützen will, wendet sich an Barbara Monse: [email protected]
Das liegt womöglich auch an der besonderen Geschichte, die im Rahmen der Aktion zu erzählen ist. Drei bis vier Jahre waren die Klosterbrüder auf der Suche nach einer neuen Glocke. „In einer Glockenbörse im Internet bekam ich den Hinweis auf das Innsbrucker Unternehmen Grassmayr“, erzählt Vorsitzende Barbara Monse. Seit 1599 stellt die Gießerei Glocken her. Dort wurde die Vereinschefin fündig und erlebte während ihres Besuches ein spezielles Stück. „Neben der Vorratsglocke für die Zscheiplitzer Kirche stand eine Glocke für die Bukarester Kathedrale. 27 Tonnen schwer“, erzählt Barbara Monse sichtlich beeindruckt. In ihrem Auto transportierte sie schließlich die Bronze von den Alpen an die Unstrut, die sich unterhalb von Zscheiplitz schlängelt. In der Schlosserei Bornschein wurde die Glocke auf einen kleinen Traktor verladen. Mit dem ging es kurzerhand in Richtung Gotteshaus. Vier kräftige Männer, darunter Mitglieder der Zscheiplitzer Feuerwehr, packten mit an.
Fürs erste steht das gute Stück mit der Aufschrift „Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute“ nahe der Kirchenpforte.
Zwar ist die kommende Aufhängung von allen wichtigen Stellen abgesegnet worden, so vom Kreiskirchenamt, der Unteren Denkmalbehörde und dem Freyburger Kirchspiel, doch es fehlt noch an dem dafür notwendigen Geld. Joch, Lagerung und ein elektronisches Geläut sollen neu eingebaut werden. Bisher haben die Weinbruderschaft, der Lions Club Naumburg und private Spender beispielsweise zu verschiedenen Veranstaltungen und Feiern den Erwerb der Glocke mitfinanziert. Insgesamt belaufen sich die Kosten von Kauf plus Aufhängung auf rund 11 000 Euro. Mit einer Feier soll die Glocke eingesegnet werden. Wann es so weit sein wird, ist indes noch ungewiss. Nicht, weil es Bedenken gibt, dass es womöglich reichlich Zeit braucht, das Geld einzusammeln. Denn der Kalender der Kirche sei schon gut gefüllt, werde das Gotteshaus gut angenommen, wie Kirchenältester Hubert Skupin berichtet: „Wir haben bereits Anmeldungen für acht Trauungen und zwei Taufen.“ Außerdem ist eine Reihe Konzerte, unter anderem mit der Harfenistin Hélène Nassif, mit der Gruppe „Occantas“ und dem Chorus Cantemus, geplant. Vielmehr gilt es, auch die Bewohner im Kirchenturm zu beachten. Fledermäuse haben sich einquartiert. „Die Aufhängung ist deshalb nur im Frühjahr oder Herbst möglich“, so Barbara Monse.

