Das perfekte Verbrechen? Ein Jahr erfolglose Tätersuche in Tröglitz: Das perfekte Verbrechen?

Zeitz - Ein Jahr nach dem Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz hat die Polizei noch immer keinen dringenden Tatverdächtigen. Die Ermittlungsgruppe „Kanister“, die speziell zur Arbeit an diesem Fall gegründet worden war, steht kurz vor ihrer Auflösung.
War es also doch das perfekte Verbrechen, das in der Nacht zum Ostersamstag des Jahres 2015 vor den Toren von Zeitz verübt worden ist? Nein, sagt Andreas von Koß, der Sprecher des Landeskriminalamtes. Die Chance, des Täters oder der Täter habhaft zu werden, sei auch Monate oder Jahre nach dem Ereignis noch gegeben.
Immerhin konnten laut von Koß am Tatort sowohl Fingerabdrücke als auch DNA-Spuren gesichert werden. Den Ermittlern könnte der Zufall in die Hände spielen. Vielleicht meldet sich aber auch noch ein Zeuge, der entscheidende Hinweise geben kann, wer damals den Dachboden des Hauses 28/30 in der Tröglitzer Ernst-Thälmann-Straße in Brand gesteckt hat. Fest steht, die Flammen kamen nicht aus heiterem Himmel, sie wurden mit Vorsatz entfacht.
Am Tatort wurden damals Kunststoffkanister gefunden, in denen sich Kraftstoff als Brandbeschleuniger befand. Noch immer ist eine Belohnung von 20.000 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen. „Wir hoffen, dass wir die Tat noch aufklären können, die Chance gibt es noch“, so von Koß. Er spricht von einer „verwerflichen Tat“, von einer „riesengroßen Schweinerei“. Das dürfe nicht ungesühnt bleiben. Noch immer sind nicht alle Personen ermittelt, die sich in der Tatnacht in Nähe des Brandhauses aufgehalten haben sollen.
Nichtsdestotrotz, die Ermittlungen der Polizei werden laut von Koß in den nächsten Wochen abgeschlossen. Es wird zunächst noch weitere oder erneute Befragungen geben, bevor die Akten der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Die prüft und entscheidet dann, ob das Material für eine Anklage reicht, ob das Verfahren eingestellt wird oder ob die Polizei weiter ermitteln muss.
Polizei ermittelt in verschiedene Richtungen
Die Behauptung, dass die Polizei vielleicht gar kein Interesse daran habe, einen Täter zu finden, weil er möglicherweise der linken Szene angehören könnte, weist von Koß entschieden zurück. Schließlich habe der Direktor des Landeskriminalamtes bereits kurz nach der Tat gesagt, dass in alle Richtungen ermittelt werde und alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden müssten.
Heißt, man ging von Anfang auch davon aus, dass die Täter nicht nur aus dem rechtsextremistischen Bereich kommen könnten. Im Verlauf der Ermittlungen gab es auch Verdachtsmomente gegen den Hauseigentümer. Es habe aber keinen Grund gegeben, die weiter zu verfolgen.
Grundsätzlich gehe die Polizei davon aus, dass es eine politisch motivierte, fremdenfeindliche Straftat war. Denn: Motiv, das Haus anzuzünden, könnte am ehesten gewesen sein, verhindern zu wollen, dass dort Flüchtlinge einziehen. Der Burgenlandkreis wollte im Haus 40 Flüchtlinge unterbringen. Das kommt nun nicht mehr in Frage.
Zwischenzeitlich war ein 22-jähriger Tröglitzer als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft genommen worden. Er musste aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Der Verdacht gegen den Mann konnte nicht so erhärtet werden, dass er in Haft bleiben musste.
„Das heißt nicht, dass der Tatverdacht gegen ihn völlig fehlinterpretiert war“, so von Koß. Zwar können gesicherte Spuren offenbar nicht mit ihm in Übereinstimmung gebracht werden. Er könnte aber einer von mehreren Tätern sein.
Hinweise an die Polizei in Zeitz 03441/63 40 oder direkt an das LKA, Tel. 0391/2 50 11 22
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