Nach Brandanschlag in Tröglitz Nach Brandanschlag in Tröglitz : Haftbefehl gegen Mann erlassen

Tröglitz - Sechs Monate nach dem Brandanschlag auf eine bezugsfertige Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst. Nach MZ-Informationen wurde gegen den Mann bereits Haftbefehl erlassen. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht nennen. Der ehemalige Tröglitzer Ortsbürgermeister, Markus Nierth, äußerte sich gegenüber der MZ erfreut und sagt wörtlich: "Das ist wie ein Geburtstagsgeschenk".
„Ich bin erleichtert, dass der Rechtsstaat funktioniert“, erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er dankte Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft für die guten und ausdauernden Ermittlungen.
Ehemaliger Bürgermeister erleichtert
Markus Nierth, früherer Bürgermeister von Tröglitz, sei sehr erleichtert über die Verhaftung. Damit „ist das Spekulieren beendet“. Zudem sei die Gefahr gebannt, dass es in dem Ort erneut eine Brandstiftung geben könnte. Er habe immer gehofft, dass die Brandstiftung vom April aufgeklärt werde. „Ich bin froh, dass die Ermittler so hartnäckig dran geblieben sind.“ Nierth war als Bürgermeister zurückgetreten, als die NPD vor seinem Haus demonstrieren wollte und er sich und seine Familie nicht ausreichend geschützt sah.
„Das ist das Ergebnis guter polizeilicher Arbeit und zeigt, dass der Rechtsstaat in der Lage ist, sich zu wehren“, sagte der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU) in einer ersten Reaktion auf die Verhaftung. „Ich hoffe, dass es nun ein schnelles strafrechtliches Verfahren gibt. Das ist wichtig“, so der Landrat. Er selbst habe sowohl über Medien als auch über das Innenministerium von dem Ermittlungserfolg erfahren.
Dorf im Fokus der Öffentlichkeit
Das Mehrfamilienhaus, in dem 40 Flüchtlinge leben sollten, war in der Nacht zum 4. April angezündet worden. Die Polizei ging bereits kurz nach der Tat von einem politisch motivierten Hintergrund aus und setzte die 16-köpfige Ermittlergruppe „Kanister“ ein.
Der 2.700 Einwohner zählende Ort im Burgenlandkreis war schon vor dem Brand in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Anfang März war der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Markus Nierth zurückgetreten, weil er sich nicht vor NPD-Protesten vor seiner Haustür geschützt sah. Er hatte sich für die Unterbringung der Flüchtlinge in Tröglitz eingesetzt.
Der Brandanschlag einen Monat später hatte den Dachstuhl der geplanten Asylunterkunft zerstört. Das Haus ist bis heute unbewohnbar. Die Polizei hatte sich bei der Suche nach den Tätern mehrfach an die Öffentlichkeit gewandt. Neben Bitten um Hinweise im Fernsehen verteilte die Polizei im August 1500 Flyer in Tröglitz. Zudem wurde für Hinweise eine Belohnung von 20 000 Euro ausgesetzt. (mz/dpa)