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Rückblick auf Brandanschlag von Tröglitz Rückblick auf Brandanschlag von Tröglitz: Mehr Vertrauen ist gefragt

Von Claudia Petasch 12.01.2016, 18:33
Der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz im April 2015 forderte den Einsatzkräften einiges ab.
Der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz im April 2015 forderte den Einsatzkräften einiges ab. Torsten Gerbank Lizenz

Elsteraue - Ausreichend Informationen zu bekommen, aber auch die richtigen herauszugeben, ist bei einem Feuerwehreinsatz in der Dimension des Brandanschlags auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft wie in Tröglitz das A und O. Zu diesem Schluss kommt der Gemeindewehrleiter der Elsteraue, Andreas Buchheim, wenn er auf das vergangene Jahr zurückblickt.

Denn der Brandanschlag hat ihn als ehrenamtlichen Feuerwehrchef und seine Mitstreiter in den Ortsfeuerwehren vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Aus denen nun alle Beteiligten lernen müssen, fordert er. Denn die Zahlen, die Buchheim recherchiert hat, lassen erahnen, dass Ortsfeuerwehren im ganzen Land jederzeit wieder mit solchen Ereignissen konfrontiert werden könnten. Deutschlandweit gab es im vergangenen Jahr mehr als 800 Angriffe auf Flüchtlinge und deren Unterkünfte, 28 davon waren Brandanschläge.

Auf eine solche Situation nicht vorbereitet

Für die Feuerwehren vor Ort ist es daher wichtig, rechtzeitig einbezogen zu werden, wenn eine Flüchtlingsunterkunft geplant ist. So dass sich die Kräfte darauf einstellen können, wenn Menschen, die die deutsche Sprache nicht sprechen, gerettet werden müssten. Vielleicht aus einem Gebäude, in dem es keinen zweiten Rettungsweg gibt. Im Fall von Tröglitz waren die Einsatzkräfte auf eine solche Situation nicht vorbereitet. Denn sie waren schlichtweg nicht informiert, dass in dem Mehrfamilienhaus eine Flüchtlingsunterkunft geplant war.

Zwar gab es Gerüchte, aber erst als die Feuerwehren am 4. April zum Einsatz fuhren, war klar, das es dieses Haus ist. Buchheim fordert daher: Die Politiker - egal in welchem Ort - müssen den Feuerwehren vertrauen, so dass sie beizeiten in Planungen einbezogen werden. „Es kann nicht sein, dass wir am Ende das ausbaden müssen, was andere im Vorfeld versäumt haben“, sagt Buchheim, der den Medien den gesamten Nachmittag über Rede und Antwort stand.

Das offenbar mangelnde Vertrauen der Kommunalpolitiker in die Feuerwehr ärgert Buchheim noch heute. Er rät daher anderen Kommunen, miteinander zu arbeiten und nicht die Feuerwehren außen vor zu lassen. Buchheim: „Man muss mit solchen Sachen offen umgehen, die Kommunalpolitik muss die Bürger und uns informieren. Und das rechtzeitig.“ Denn nur so könne sich eine Feuerwehr auf solche Situationen vorbereiten.

Umgang mit den Medien

Gerade bei fremdenfeindlichen Hintergründen sei es nämlich wichtig, festzulegen, wer Informationen an die Medien - die im Fall von Tröglitz aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten - herausgeben darf. Aber genauso wichtig ist es zu wissen, wenn sich viele Menschen, die kein Deutsch sprechen, in einem Gebäude befinden. Eine weitere Konsequenz aus dem Tröglitz-Einsatz ist daher, dass die Einsatzteams der Feuerwehren im Land jemanden für den Umgang mit den Medien bestimmen sollten.

Jemanden, der reden und vor einer Kamera agieren kann, der weiß, welche Informationen rausgehen dürfen. Entsprechende Lehrgänge gibt es zwar auf der Feuerwehrschule, aber letztlich muss derjenige auch redegewandt sein.

Für Buchheim indes hat Tröglitz gezeigt, dass es schwer ist, sowohl als Einsatzleiter als auch als Pressewart zu fungieren. Aber es sei eben schwer, jemanden zu finden, der in letzterer Position eingesetzt werden kann. „Es ist etwas anderes, wenn wir hier einen Verkehrsunfall haben und nur die örtliche Zeitung kommt, oder, ein riesiges Medienaufgebot herrscht“, so Buchheim. (mz)

In der Nacht zu Samstag hat in Tröglitz der Dachstuhl der geplanten Flüchtlingsunterkunft gebrannt.
In der Nacht zu Samstag hat in Tröglitz der Dachstuhl der geplanten Flüchtlingsunterkunft gebrannt.
Polizei Lizenz