Autobahn-Lärm bei Osterfeld Autobahn-Lärm der A9 bei Osterfeld: Drei Dörfer kämpfen für mehr Lärmschutz

Osterfeld - In den Osterfelder Ortsteilen Kleinhelmsdorf, Roda und Weickelsdorf regt sich Widerstand. In allen drei Dörfern hat man nämlich genug vom Krach der nahen Autobahn 9. Osterfelds Bürgermeister Hans-Peter Binder nahm jetzt Unterschriften von über 150 Haushalten aus allen drei Ortsteilen entgegen, in denen mehr Schutz gegen den Lärm dieser Hauptverkehrsader gefordert wird.
Verkehrslärm der A9: Osterfelder fühlen sich belästigt
„An manchen Tagen hält man es im Garten vor lauter Motorengeräuschen kaum aus. Je nach dem wie der Wind steht“, sagt die Rodaerin Manuela Hüttig, die gerade einen halben Kilometer von der A 9 entfernt wohnt und zu den Initiatoren der spontanen Unterschriftenaktion gehört.
Auch Gerd Nowozin und Beate Wendel aus Kleinhelmsdorf können in Sachen Krach mitreden. Auch ihr Zuhause liegt in unmittelbarer Nähe zur Autobahn. Doch von dörflicher Ruhe ist man dort an vielen Tagen meilenweit entfernt. 74 Dezibel - das ist etwa so laut wie eine Waschmaschine im Schleudergang - hat der 74-Jährige Kleinhelmsdorfer zum Beispiel an einem Tag im März und bei Südostwind gemessen - mit einem geeichten Messgerät, das ihm die Verbandsgemeinde Wethautal zur Verfügung gestellt hat.
Und auch an anderen Tagen zeigte das Gerät derart hohe Lärmbelastungen an, die die Wohnqualität deutlich beeinträchtigen.
Bewohner konfrontiert Osterfelder Stadtrat mit den Messdaten
Weil ihm der Lärm schon seit langem ein Dorn im Auge war, hatte sich Nowozin das Messgerät besorgt und konfrontierte jüngst den Stadtrat mit seinen Messdaten. Und noch mehr: er demonstrierte in der jüngsten Sitzung des Rates gleich live, was Krach bedeutet und drehte ein Radio bis zu 70 Dezibel laut auf.
Im Rat beriet man nämlich gerade über die EU-Lärmkartierung. Das sind Planungen des Straßenbaulastträgers, die sich auf notwendige Schutzmaßnahmen beziehen, die ergriffen werden müssen, wenn der Lärm von Hauptverkehrsstraßen zu laut ist und dadurch Gesundheitsgefahren für die Anwohner ausgehen. Doch die Planungen basieren lediglich auf Berechnungen. Und im Falle der drei Dörfer sind die berechneten Werte eben zu niedrig, um zwingend Lärmschutzmaßnahmen ergreifen zu müssen.
Drei Dörfer tun sich gegen Autobahnlärm zusammen
Nach dem Bericht über das Nowozinsche Experiment in der MZ nahm die Initiative gegen den Krach von der Autobahn in den drei Dörfern ihren Lauf. „Sindy Krumbholz aus Roda sprach mich an, dass es ihr genauso gehe und sie unter dem Krach leidet. Und so haben sich Leute aus allen drei Dörfern zusammengetan und versuchen nun etwas für mehr Ruhe zu tun“, berichtet Beate Wendel.
Da sei zum einen die spontane Unterschriftenaktion, bei der alle Haushalte aufgesucht wurden und in kürzester Zeit Unterschriften aus über 150 Haushalten zusammengekommen sind. Zum anderen hat man aber auch schon Kontakte zum SPD-Landtagsabgeordneten Rüdiger Erben sowie zu dem Bundestagsabgeordneten Dieter Stier (CDU) geknüpft, die man beim Ringen um mehr Lärmschutz mit ins Boot holen will.
Was sich die Dörfer von der Petition erhoffen
„Es wird doch immer darüber geredet, dass etwas gegen die Abwanderung aus den Dörfern getan werden muss und dafür, dass das Leben auf dem Land lebenswert ist. Dazu gehört auch, dass Maßnahmen ergriffen werden, mit denen wir vor Lärm geschützt werden“, sagt Manuela Hüttig. Denn die berechneten Werte in den Planungen der Lärmkartierung würden nicht die reale Tatsache widerspiegeln, ist man sich in den drei Dörfern einig.
Deshalb sollten die Planer selbst Messungen durchführen, so die Forderungen und Hoffnungen der Initiatoren. Denn der Geräuschpegel liege nachts nicht selten bei bis zu 74 Dezibel und tagsüber sogar bei bis zu 82 Dezibel, wie eigene Messungen ergeben hätten.
Petition wird Thema im Stadtrat
Die Unterschriften werden nun Bestandteil der Einwände gegen die sogenannte Lärmaktionsplanung sein, die noch bis zum 15. Juni im Bauamt der Verbandsgemeinde Wethautal ausliegt und die dort jedermann einsehen, aber auch seine Bedenken einreichen kann. Im Stadtrat von Osterfeld steht das Thema am 21. Juni ebenfalls noch einmal auf der Tagesordnung, wenngleich schon in der vergangenen Stadtratssitzung vom Rat Vorschläge wie Geschwindigkeitsreduzierung, aber auch die Verlängerung der Lärmschutzwand gemacht wurden. „Es ist schon komisch, auf der einen Seite sagen Ämter, dass der Bau eines Kindergartens in Roda oder Weickelsdorf nicht möglich wäre, weil es zu laut ist. Auf der anderen Seite ist es für weiteren Lärmschutz zu leise“, meint Bürgermeister Hans-Peter Binder. (mz)