Schutzwand zur Autobahn A9? Schutzwand zur Autobahn A9?: Wie Osterfeld seine Anwohner schützen will

Osterfeld - In der Kleinstadt Osterfeld, die vor allem mit seinen Ortsteilen Kleinhelmsdorf, Roda und Weickelsdorf direkt an die vielbefahrene A 9 grenzt, ist es zu leise. Zu leise zumindest für einen weiteren Schutz vor dem Verkehrslärm der Autobahn.
Denn geht man nach den aktuellen Berechnungen für die EU-Lärmkartierung, mit denen sich der Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung beschäftigte, erfordern die erreichten Dezibelwerte keine weiteren Schutzmaßnahmen gegen den Krach dieser Hauptverkehrsader. Nur wenn auch nur ein Anwohner in den Nachtstunden von einer Lärmbelastung von 59 Dezibel betroffen ist, muss der Straßenbaulastträger aktiv werden, besagt das Gesetz. Dies ist aber in Osterfeld nicht der Fall, mussten die Räte auf der Sitzung erfahren, wo sie über die aktuelle Lärmaktionsplanung berieten.
Krach variiert je nach Windrichtung, Windstärke und Jahreszeit
Den in den Planungen verzeichneten Werten konnte allerdings der Stadtrat nicht so recht Glauben schenken. „Das sind doch nur Berechnungen, ich zweifle diese an. Es müssten reale Messungen durchgeführt werden“, meinte denn auch Kornelia Linke von der CDU-Fraktion. Ihr wie allen anderen anwesenden Räten klang dabei noch ein Experiment des Kleinhelmsdorfers Gerd Nowozin in den Ohren. Der demonstrierte vor den Stadträten live mit Messgerät und entsprechend aufgedrehtem Radio, was mehr als 70 Dezibel bedeuten.
Der 74-Jährige Nowozin lebt seit über 15 Jahren in Kleinhelmsdorf nur einen guten halben Kilometer von der Autobahn entfernt mit idyllischem Garten und schmucker Terrasse. Doch viel hat er von der Idylle nicht. Je nach Windrichtung, Windstärke und Jahreszeit sei der Krach auf seinem Grundstück so groß, dass eine Unterhaltung im Freien kaum möglich ist und man sich noch nicht einmal auf das Lesen eines Buches konzentrieren kann, so Nowozin. Er besorgte sich von der Verbandsgemeinde Wethautal ein geeichtes Messgerät und maß deshalb an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Zeiten die Lautstärke die durch den Verkehr herüberhallt.
Verkehrslärm der A9: Bei Winden aus Süden ist es am schlimmsten
Das Ergebnis: Bei Winden, die aus südlicher Richtung herüberwehen, ist es am schlimmsten. So etwa bei Südostwind am 30. März, wo er 74 Dezibel gemessen hat. Und auch in der Nacht ist es an manchen Tagen nur unwesentlich ruhiger. Etwa am 16. April um 2. 20 Uhr schallte Verkehrslärm von der A 9 mit einer Stärke von 65 Dezibel zum Grundstück von Gerd Nowozin herüber.
Den niedrigsten Wert hatte der Kleinhelmsdorfer übrigens am 26. März bei Nordwind gemessen, wo es immerhin nur 49 Dezibel waren. Ein Wert, von dem etliche Osterfelder betroffen sein dürften. Denn in der EU- Studie wurden lediglich Betroffene - immerhin 107 Personen - erfasst, die am Tage von einer Lärmbelastung ab 55 Dezibel betroffen sind und in der Nacht 48 von Lautstärken zwischen 50 und 55 Dezibel.
Das Lärmproblem von Kleinhelmsdorf
Da das Lärmproblem von Kleinhelmsdorf, den Stadträten nicht unbekannt ist und ihnen nur noch einmal eindrücklich vor Augen geführt wurde, wie belastend Krach sein kann, stimmten sie der Lärmaktionsplanung zwar formal zu. Allerdings wurde der Beschlusstext durch Vorschläge ergänzt, mit denen Lärm in den Ortschaften minimiert werden kann. Denn das sei letztlich das Ziel dieser Lärmaktionsplanung.
So würde es nach Ansicht der Stadträte helfen, wenn die vorhandene Lärmschutzwand in Kleinhelmsdorf verlängert würde. Zudem sollten Roda und Weickelsdorf ebenso eine Lärmschutzwand bekommen. Allein in der jüngeren Vergangenheit auf der Suche noch einem Kita-Standort wurde dem Ortsteil Roda bescheinigt, dass er für einen Kindergarten zu laut sei. „Das ist doch ein Widerspruch. Für eine Kita ist es zu laut, aber eine Lärmschutzwand ist nicht nötig“, so Bürgermeister Hans-Peter Binder (parteilos). Und nicht zu Letzt sieht man in einer reduzierten Geschwindigkeit eine Möglichkeit, den Anwohnern der A 9 ruhigere Tage und Nächte zu bescheren. (mz)