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Auftragsarbeit  Auftragsarbeit : Von Taugwitz in den Vatikan

Von Harald Boltze 07.12.2018, 18:47
Eiko (2.v.l.) und Barbara Precht (3.v.l.) präsentieren den Vertretern des Vatikans ihre in Taugwitz angefertigte Intarsien-Arbeit.
Eiko (2.v.l.) und Barbara Precht (3.v.l.) präsentieren den Vertretern des Vatikans ihre in Taugwitz angefertigte Intarsien-Arbeit. Precht

Taugwitz - Einem kleinen Taugwitzer Familienunternehmen ist eine ungemein große Ehre zuteil geworden. Die Intarsienmanufaktur Precht weilte unlängst für fünf Tage im Vatikan und überreichte dort eine Auftragsarbeit, die fortan im dortigen Museum dauerhaft ausgestellt wird: ein Abbild des Papstes Paul VI. Das Besondere des Porträts: Es ist keine Malerei, keine Steinmetzarbeit, sondern eine Intarsie.

„Uns wurde gesagt, dass es die erste Abbildung eines Papstes in dieser Form überhaupt ist“, erzählt Firmenchef Eiko Precht. Er hatte zusammen mit seiner 79-jährigen Mutter Barbara, der „guten Seele“ der Firma, die Intarsie aus den verschiedensten Hölzern und Furnieren hergestellt. Nur durch den Mix der Hölzer, deren verschiedenen Farben und Strukturen, sei es möglich gewesen, die vom Vatikan bestellte realistische Abbildung des Pontifex, der von 1963 bis 1978 das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche war, anzufertigen, so Eiko Precht.

Wie es im Sommer zu solch einem ungewöhnlichen Auftrag gekommen war? Precht pflegt gute, freundschaftliche Beziehungen zu einem in Halle ansässigen Unternehmer. Dieser wiederum ist Projektentwickler auf der ganzen Welt, unter anderem für den Vatikan, wo er im kommenden Jahr die Sanierung eines Gebäudekomplexes verantwortet. Zudem ist der Sohn des Hallensers juristischer Berater des Touristikunternehmens des Vatikanstaates. So kam der Kontakt zustande.

Dass ausgerechnet eine Abbildung Pauls VI. bestellt wurde, liegt daran, dass Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, wie das Kirchenoberhaupt mit bürgerlichem Namen hieß, im Oktober dieses Jahres vom Papst Franziskus heilig gesprochen wurde.

Der im Jahr 1978 Verstorbene war es nun auch, der im Mittelpunkt einer Konzertreihe im Vatikan stand - der nunmehr 17. Auflage des Festivals Internazionale Di Musica E Arte Sacra. Dieses bildete auch den Rahmen für die Übergabe der Intarsie durch Barbara und Eiko Precht an den Gründer und Präsidenten der Festivalstiftung, Hans-Albert Courtial, seines Zeichens Großkreuzritter des Verdienstordens der italienischen Republik und Botschafter Roms in der Welt.

Ort der Übergabe: die Basilica San Giovanni in Laterano, die Basilika des Papstes. Dort hatten sich 1500 Menschen zum von Justus Franz geleiteten Abschlusskonzert versammelt. Und Familie Precht saß in der ersten Reihe. „Zwei Stühle neben meiner Mutter war ein Platz für Papst Franziskus freigehalten worden, der dann nicht erschien. Aber dennoch: Was für eine Ehre“, erzählt Eiko Precht ergriffen.

Er selbst war dem Papst zuvor bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz auf drei Meter Distanz nahegekommen. „Das war schon etwas ganz Besonderes.“ Auch, dass Prechts in einem Hotel im Vatikan, „das zwar für jedermann buchbar, aber für uns sonst wohl eher nicht bezahlbar wäre“, wohnen durften, machte den Aufenthalt besonders. „Hinzu kamen die vielen hochinteressanten Begegnungen, die wir etwa auf der Dachterrasse des Hotels hatten.“ Schließlich waren zum Festival hochkarätige Künstler und Chöre aufgetreten, etwa die Wiener Philharmoniker oder der Chor der Staatlichen Kapelle St. Petersburg.

Auch wenn der Vatikan-Auftrag für die Firma Precht etwas Besonderes und wegen der Detailgenauigkeit herausfordernd war, gehören Intarsienarbeiten doch zum Alltagsgeschäft in der Werkstatt in Taugwitz. Da Intarsien und Furniere heutzutage weniger nachgefragt werden, hat sich die seit den 1970er-Jahren existierende Firma auf aufwendige Arbeiten für die Klavier-, Möbel- und Türindustrie sowie den exklusiven Ausbau von Jachten, Banken und Hotels spezialisiert - als einzige Firma im Osten Deutschlands.

Diese etwa 70 mal 50 Zentimeter große Intarsienarbeit als Abbild des 1978 verstorbenen Papstes Paul VI. übergab die Firma Precht dem Vatikan.
Diese etwa 70 mal 50 Zentimeter große Intarsienarbeit als Abbild des 1978 verstorbenen Papstes Paul VI. übergab die Firma Precht dem Vatikan.
Precht