1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Amtsgericht Naumburg: Amtsgericht Naumburg: Mitglieder eines Corps in Bar bedrängt

EIL

Amtsgericht Naumburg Amtsgericht Naumburg: Mitglieder eines Corps in Bar bedrängt

Von Jana Kainz 29.06.2018, 07:31
Schöffengericht verurteilt im Amtsgericht Naumburg 42-Jährigen wegen illegalen Drogenhandels.
Schöffengericht verurteilt im Amtsgericht Naumburg 42-Jährigen wegen illegalen Drogenhandels. ddp

Naumburg - Der Kelch der strafrechtlichen Verurteilung ging vor Kurzem im Amtsgericht Naumburg an vier jungen Männern vorbei. Gemeinsam war ihnen vorgeworfen worden, sich in der Nacht vom 1. zum 2. Juni vergangenen Jahres in Naumburg der Nötigung schuldig gemacht zu haben.

Als Fußballfans hatten sie in jener Nacht in der Kneipe „Kaktus“ den Aufstieg des FC Carl Zeiss Jena in die 3. Liga gefeiert. Wenige Tische von ihnen entfernt saßen ebenfalls junge Männer bestens gelaunt zusammen - allerdings nicht wegen des Fußballereignisses. Nach einer Tagung der Dachorganisation in Bad Kösen, für die sie aus ferneren Gefilden wie Erlangen und Bopfingen angereist waren, wollten sie den Abend in der Naumburger Bar in gemütlicher Runde verbringen. Diese sollte aber mehr als ungemütlich werden. In der Kneipe zogen sie den Zorn der Fußballfans auf sich. Stein des Anstoßes waren ihre rot-weiß-schwarzen Corpsgewänder. Für die Carl-Zeiss-Jena-Fans waren die Farben Indiz für die politische Gesinnung der Gäste. Sie ordneten sie kurzerhand der rechten Ecke zu. Weil ihnen das ein Dorn im Auge war, sollen sie die Corpsstudenten angepöbelt und aufgefordert haben, ihre Jacken, Schärpen und Binder abzulegen und die Bar zu verlassen. Daraufhin habe sich eine Diskussion um ihre angeblich rechte Gesinnung entsponnen, erzählte als Zeuge einer der Corpsstudenten. Neu seien solche Diskussionen für sie nicht, fügte er hinzu. Als sie sich aus dem Lokal zurückzogen, hätten die Pöbler bereits draußen auf sie gewartet. Erneut seien die Corpsstudenten von ihnen bedrängt worden, die Sachen abzulegen. Ernsthaft handgreiflich sei man ihnen gegenüber aber nicht geworden, erzählten die Zeugen.

Ob die Angeklagten zu der pöbelnden Gruppe gehörten, konnten die Zeugen nicht ausmachen. Das war auch nicht nötig. Die Angeklagten zeigten Reue und Einsicht und entschuldigten sich bei den Zeugen. Sie hätten recherchiert, was es mit dem Corps Onoldia auf sich hat und wüssten nun, dass die Verbindung nichts Nationalsozialistisches sei. Das Strafverfahren wurde eingestellt. „Es ehrt junge Männer“, so die Staatsanwältin, „wenn sie gegen nationalsozialistisches Gedankengut auftreten“, aber so, wie sie es getan hätten, gehe es in einer Demokratie nicht.