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Arbeitskampf Arbeitskampf: Festgefahren - GDL und der Harz-Elbe-Express streiten

Von ANNE BÖTTGER 04.07.2011, 08:39

Halle (Saale)/MZ. - Einig sind sich der Harz-Elbe-Express(Hex) und die Lokführergewerkschaft GDL nichteinmal bei den Ausfallzahlen. Während dieGDL behauptet, zwischen 50 und 70 Prozentder Züge lahmgelegt zu haben, zählte Hex nur25 Prozent. Es war gestern Morgen gegen 8.30Uhr, als alle Züge des Harz-Elbe-Expresseswieder durchs Land rollten. Vorerst. Dennder Streik war zwar beendet, das Problem allerdingsnicht gelöst. Im Gegenteil: Die Lage ist weiterfestgefahren.

Der Ausstand, in den die Hex-Lokführer amSamstag getreten waren, war nicht der ersteim aktuellen Tarifstreit. Zuvor hatte dieGDL angekündigt, den Arbeitskampf, der bereitsvier Monate läuft, zu intensivieren. Zielder GDL ist es, einheitliche Tarifstandardsfür alle 26000 Lokführer in Deutschland durchzusetzen.Die angestrebten Rahmenbedingungen sind derGDL zufolge bereits für 95 Prozent der Beschäftigtenerreicht. "Für den Rest müssen wir nun aberdie Bandagen härter ziehen, sonst kommen wirauf keinen grünen Zweig", kündiget GDL-BundesvizeNorbert Quitter an.

Und das, sagt der Geschäftsführer der GDLin Mitteldeutschland Ralph Leitloff, gehenur über den Arbeitskampf. "Unsere Forderungenkönnen wir nur über einen Streik durchbekommen.Die Unternehmen müssen das finanziell spüren.Das ist unser einziges Mittel", sagt der Geschäftsführer.

Dennoch: Die Gewerkschaft habe dem Harz-Elbe-Express,einer Tochter des französischen UnternehmensVeolia, Verhandlungen für Donnerstag angeboten,sagte Leitloff. "Wir haben aber noch immerkeine Rückmeldung." Hex-Sprecherin Katja Kunzekontert: "Die GDL knüpft die Verhandlungenan den Bundesrahmentarifvertrag, den wir nichtals Grundlage nehmen. Deshalb gibt es keineVerhandlungen. Der flächendeckende Tarifvertragist der Knackpunkt." Verhandlungen scheinendamit momentan aussichtslos.

Laut Gewerkschaft akzeptiert das Unternehmennur einen Flächentarifvertrag auf dem Niveaudes Abschlusses, den die Eisenbahn- und VerkehrsgewerkschaftEVG Anfang des Jahres mit der Deutschen Bahnund den Privatbahnen unterzeichnet hat. "Beidem liegen aber die monetären Leistungen etwasechs Prozent unter unseren Forderungen. Wirwerden daher weiter kämpfen."

Ein Satz, den der Fahrgastverband Pro Bahnnicht gern hört. Zwar habe man Verständnis,dass für ein "ordentliches Entgelt" gestreiktwerde, "aber was sich zwischen der Gewerkschaftund den Privatbahnen abspielt, darf nichtweiter auf dem Rücken der Kunden ausgetragenwerden", sagte Bundesvorsitzender Karl-PeterNaumann. "Momentan kann nur eine Schlichtungdie festgefahrene Situation lösen."

Das haben auch die Privatbahnen eingesehenund eingelenkt. Hex und andere bestreikteUnternehmen wie die Nord-Ostsee-Bahn strebenseit gestern eine Schlichtung an. "Wir wartenab, wie die GDL darauf reagieren wird", sagteHex-Sprecherin Kunze.

Doch GDL-Geschäftsführer Leitloff hebt dieHände: "Mir liegt noch gar kein Angebot vor."Er glaube, dass bei der französischen Konzernmutterwenig von dem Problem ankommt. "Ich bezweifele,dass dort irgendjemanden das Wohl der Fahrgästeoder der Arbeitnehmer am Herzen liegt." Dennochbleibt die GDL entschlossen. "Finanziell könnenwir weitermachen bis zum jüngsten Tag."