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Ansichtssache  Ansichtssache : Schweini läuft für Kohl auf

Von Andreas Montag 17.06.2013, 18:33
Kohl will Kohl bleiben.
Kohl will Kohl bleiben. Dpa Lizenz

Berlin/MZ - Wenn ein Altkanzler bittet, kann man nicht nein sagen. Bei Helmut Schmidt, dem sozialdemokratischen Haudegen, erweist sich das an der Fluppe, die unvermeidlich zwischen seinen Fingern dampft. Auch in Fernseh-Talkshows, wo Zigaretten ansonsten so verboten sind wie Nachtklubs im Vatikan. Aber ohne Rauch ist Schmidt eben nicht zu haben.

Bei Helmut Kohl liegt der Fall anders. Er ließ über seinen Anwalt dem Kneipenwirt Michel Braun in Berlin-Neukölln ausrichten, dass er nicht länger Namensgeber für dessen Pinte sein möchte. Herr Braun ist nett. Er nimmt die mediale Aufmerksamkeit für seine Restauration gern mit, erfüllt aber dem pensionierten Übervater der CDU seinen Wunsch. Fortan soll das Wirtshaus „Neuschweinsteiger“ heißen, teilte der Gastronom am Montag mit. Das liege an einem Versprecher seiner Freundin, einer Französin, die eigentlich Neuschwanstein im Sinn gehabt habe, das Märchenschloss des verrückten Königs Ludwig aus Bayern. Nun also „Neuschweinsteiger“, weil Neuschweinstein wirklich doof geklungen hätte. Ob aber der Balltreter Schweinsteiger aus dem Lande der Lederhosen als Zugnummer in Berlin taugt, wird man erst sehen müssen. „Helmut Kohl“ versprach Kuscheliges im Stil des alten Westens. Was Schweini verspricht, wir wissen es nicht.

Sollten nicht eigentlich viel mehr Kneipen die Namen von Politikern tragen - jetzt erst recht? Ein Café „Merkel“ wäre hübsch: knapp geschnitten und in Algengrün. Anbieten würde sich auch der schmucke Seniorentreff „Haseloff“ mit Tanztee und Eierlikör. Oder eine Elektropop-Diele „Stahlknecht“, wo harte Beats und harte Drinks die Runde machen. Sollte sich jemand dafür entscheiden wollen, von mir aus gern: Aber zuvor bitte an die MZ-Aktion „Wir helfen“ spenden. ( Andreas Montag)