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Vier Schnitte beenden Mammutbau

Von TORSTEN GERBANK 21.10.2009, 17:51

ZEITZ/MZ. - Es ist Mittwochmittag, kurz vor halb zwölf. Und Sara muss sich beeilen. Denn den Asphalt, den sie jetzt unter dem Reifen hat, wird die Zwölfjährige nie wieder mit dem Einrad befahren können. Sara Richter, das Mädchen aus Dresden, das bei der Großmutter in Zeitz Ferientage verbringt, fährt vor Bergisdorf auf jenem Stück Zeitzer Ortsumgehung, das Mittwoch für den Verkehr freigegeben wird.

Etwa ab 14 Uhr soll der Verkehr ungehindert rollen. Was Sara noch nicht weiß: zusammen mit Janosch Richter (9) wird sie es sein, die mit Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) und Landrat Harri Reiche (parteilos) das schwarz-rot-goldene Band durchneidet und so symbolisch Zeitz von einem großen Teil Überlandverkehr befreit. Denn mit der Öffnung des seit März gebauten rund vier Kilometer langen Straßenabschnittes zwischen Kleinosida und der B 2 in Richtung Gera ist die Zeitzer Westumfahrung komplett. Fast auf den Monat genau zwölf Jahre nachdem der erste Spaten für Bauabschnitt eins in die Erde gestoßen wurde, kann der Verkehr nun ungehindert rollen: von Bornitz aus, an Theißen und Grana vorbei hinter den Zeitzer Ortsausgang in Richtung Gera.

Rund elf Kilometer feinste Straße, die für die Stadt Zeitz weniger Lärm und Abgase und für Fußgänger und Radfahrer im Ort mehr Sicherheit bringen. Dass dies allerdings nicht der letzte Akt im Bundesstraßenbau in der Region war, daran erinnert Klaus Paas vor vielen Gästen an der neuen Kreuzung zwischen der Zeitzer Friedensstraße und Bergisdorf. Paas ist Referatsleiter im Berliner Verkehrsministerium und spricht vom weiteren Ausbau der Bundesstraße 91 in Richtung Weißenfels und damit von der besseren Anbindung von Zeitz und seiner Wirtschaft an die Autobahn 9 und somit an den Großraum Halle / Leipzig. Der Planfeststellungsentwurf für die dazu unter anderem nötige Ortsumfahrung Theißen werde gerade erarbeitet, so Paas.

Allein in den jetzt fertiggestellten vier Kilometer langen Abschnitt hat der Bund rund 16 Millionen Euro investiert. Es sind vier Brücken entstanden, davon eine große über die Elster. 1,4 Kilometer Straße sind dreispurig gebaut, so dass sicher überholt werden kann. "Und der Aufwand hat sich gelohnt", urteilt Paas, weil Zeitz zum Beispiel an Wohnqualität gewinne. Verkehrsminister Daehre spricht von einem "wunderschönen Tag für den Süden von Sachsen-Anhalt". Ein Stück "Aufbau Ost" sei abgeschlossen. Es komme Wirtschaft, Tourismus und Menschen zugute. An die Kraftfahrer appelliert Daehre, genau auf die Verkehrsschilder zu achten, um Änderungen wahrzunehmen, damit es nicht zu Unfällen kommt.

Wie andere Redner spricht Landrat Reiche Worte des Dankes. Auch im Namen der Wirtschaft. Schließlich sei Zeitz der wichtigste Industriestandort im Burgenlandkreis und verkehrstechnisch hätten sich die Bedingungen nun deutlich verbessert. Und das Einkaufen sei einfacher, stellen nicht nur Ruth und Alfred Weber - beide 87 Jahre - aus Bergisdorf fest. Schließlich könnten sie nun schnell auf die Umgehung und nach Theißen fahren.

Den Mammutbau habe das Ehepaar von Anfang an beobachtet. Deshalb ist es bei der Freigabe dabei. Wie Andrea Eggerling (49) aus Bergisdorf, die das Geschehen fotografiert. "Ich habe die Entwicklung für mich dokumentiert", sagt sie. Sie wolle die Veränderung natürlich auch ihrem Sohn zeigen, der hier aufgewachsen ist, nun aber in Nordrhein-Westfalen lebt.