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Teuchert behält den Überblick

Von Uta Kunick 15.05.2008, 17:30

Weißenborn/MZ. - Über der Treppenbrüstung hängt die Spitzen-Wäsche aus Urgroßmutters Zeiten. Und oberhalb der letzten Stufe wird der Besucher von Erich Honecker begrüßt. Neben dem Bild des letzten DDR-Staatssekretärs liegt eine Fahne mit dem Wappen Hammer und Zirkel im Ährenkranz.

Und daneben ein Stück Stacheldraht. "Das stammt von der Berliner Mauer", erzählt Thomas Teuchert bei der Führung durch sein kleine private Heimatstube.

In der bekommt der Besucher auf engstem Raum jede Menge zu sehen. Das Auge weiß gar nicht, wo es anfangen soll und muss erst einmal gründlich sortieren. In Teucherts Ausstellung geht es nämlich nicht so geordnet zu, wie in herkömmlichen Heimatstuben und -museen. Einzelne Stücke, die der 56-Jährige von seinen Vorfahren übernommen und im Laufe vieler Jahre selber zusammengetragen hat, sind zwar beschriftet, doch nichts ist hundertprozentig sortiert. Trotzdem hat der Hausherr den Überblick und kennt sich bestens aus. "Ich weiß zu allen Stücken etwas zu erzählen", sagt Teuchert. Und das will bei über 200 Gegenständen etwas heißen. Das Gemälde, auf dem die Kinder im Klassenzimmer ausgelassen tanzen und spielen, trägt den Titel "Die Lehrerin kommt" und stammt von Justizrat Langenberg aus Zeitz, weiß der Weißenborner zu berichten.

Auch über die Funktionsweise der 110 Jahre alten Mausefalle werden die Besucher aufgeklärt. "Die Maus läuft den Gang hoch, fällt in den Wasserbehälter und ertrinkt." Zu dem Sammelsurium zählen des Weiteren alte Schwarz-Weiß-Fotos und Dokumente wie das Hebebuch von 1923 / 24, in dem die Abgaben im Gemeindebezirk Weißenborn dokumentiert sind, eine Schuster-Nähmaschine und ein Harmonium, dem Besucher hin und wieder Töne entlocken.

Wer bei Teuchert eine Reise in die Vergangenheit unternehmen möchte, ist immer gern gesehen. "Interessenten brauchen nur zu klingeln", sagt der Hausherr, der schon im Friedhofskasten Fotos ausgehängt hat und ab und zu in der Gemeinde verschiedene Stücke ausstellt. Auch zu Dorffesten hält Teuchert sein Museum in der einstigen Dachwohnung offen.

Zum jüngsten Fest schauten sich rund 50 Besucher um. Extra zu diesem Anlass hatte der gebürtige Weißenborner wieder auf seinem Hof eine Ausstellung aufgebaut. Unter anderem konnte ein Leiterwagen mit Pflug, eine Kleereinigungsmaschine aus den 20er Jahren des 20 Jahrhunderts und erstmals eine alte Feldschmiede bewundert werden.