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Protestmarsch Protestmarsch: 2500 Demonstranten fordern in Zeitz: Weg mit Hartz IV

Von Torsten Gerbank 23.08.2004, 18:22

Zeitz/MZ. - Schon weit vor 18 Uhr trafen sich Frauen und Männer am Roßmarkt und an der Michaeliskirche, um wenige Minuten nach 18 Uhr einen Demonstrationszug um und durch das Stadtzentrum zu beginnen. In Sprechchören und auf einigen Transparenten forderten die Demonstranten immer nur eins: Weg mir Hartz IV. Während sich die einen mit Worten ausdrückten, machten die anderen mit Pfiffen ihrem Unmut Luft. Zu ihnen gehörten Anette (60) und Gerhard Skupin (62) aus Zeitz. Mit Trillerpfeifen bewaffnet hatte sich das Ehepaar dem Demonstrationszug angeschlossen. "Mit Arbeitslosengeld zwei können wir weder leben noch sterben", sagte Anette Skupin. Außerdem fühlt sich das Ehepaar verschaukelt. Auf Drängen des Arbeitsamtes unterschrieben die Frau und der Mann jeweils mit 58 Jahren, dass sie nicht mehr vermittelt werden möchten. Im Gegenzug habe man ihnen Arbeitslosenhilfe bis zum Eintritt ins Rentenalter zugesichert. Und nun steht den Hilfeempfängern Arbeitslosengeld II bevor. Das macht sie wütend.

Die 19-jährige Loreen Audorf ist zwar froh, dass sie nach dem Ende ihrer Lehre vom Betrieb übernommen wurde, auf die Straße ging sie dennoch. Allerdings stimmte es sie traurig, dass sich so viele Menschen zum Zug formierten. "Denn das zeigt doch, wie viele Menschen alleine hier in Zeitz betroffen sind", sagte sie. Lebensgefährte Martin Rose (22) hat ebenfalls Arbeit. Aber: "Erwerbslosigkeit kann jeden treffen."

Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, ergriff der PDS-Kreisvorsitzende Horst Brandner das Wort und stellte Hartz IV an den Pranger: "Die Bundesregierung unternimmt den untauglichen Versuch, Arbeitsplätze zu schaffen, indem sie Arbeitslose aushungert", rief er in die Massen und erntete heftigen Beifall für seine Worte, die allerdings ob fehlender Technik nicht jeden erreichten.

Allein die Erwähnung der geplanten Ein-Euro-Jobs sorgte für "Pfui"-Rufe aus dem Publikum. Zu dem gehörten auch Heike (37) und Uwe Höhne (40) aus Bornitz. Beiden steht der Bezug von Arbeitslosengeld II bevor. Und damit spitze sich die finanzielle Situation in der Familie, zu der noch ein 18-jähriger Sohn, der zurzeit in Ausbildung ist, und eine 16-jährige Tochter gehören, zu. "Wir haben schon eine Lebensversicherung und den Bausparvertrag gekündigt", erklärte Höhne, der nicht nur Hartz IV sondern die ganze Regierung weghaben möchte. Stephan Rolle (42) aus Zeitz war froh, dass sich hier nun auch Widerstand formiert. "Da warte ich schon seit Wochen drauf", sagte er und klebte sich ein Plakat auf den Bauch: "Weg mit Hartz IV" hatte der seit 2000 arbeitslose Verkäufer darauf gemalt.