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"Katastrophe und Demütigung für Zeitz" "Katastrophe und Demütigung für Zeitz": OB Thieme fassungslos über Aus der Frauenklinik

Von Angelika Andräs 18.10.2019, 16:30
Zur Übergabe der Unterschriften hatte der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme noch Hoffnung, dass weiter Kinder in Zeitz geboren werden. Die Entscheidung dagegen, sieht er als Demütigung für Zeitz.
Zur Übergabe der Unterschriften hatte der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme noch Hoffnung, dass weiter Kinder in Zeitz geboren werden. Die Entscheidung dagegen, sieht er als Demütigung für Zeitz. René Weimer

Zeitz - Der Storch hat keine Landebahn mehr in Zeitz. So kommentierte ein Arzt des Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikums am Donnerstagnachmittag die Erkenntnisse aus der Mitarbeiterversammlung. Zu der war außerordentlich von der Geschäftsleitung eingeladen worden. Jeder ahnte, worum es gehen könnte: Die Frauenklinik mit gynäkologischer Abteilung und Geburtshilfe soll ab 1. Januar nach Naumburg verlegt werden. Jetzt ist es Gewissheit. „Es war uns klar, aber wir haben immer noch gehofft“, schreibt eine Mitarbeiterin an die MZ, „und wir haben noch größere Angst, dass es erst der Anfang ist, denn Naumburg muss keine Federn lassen.“

Verlust der Frauen- und Geburtenklinik herber Schlag für Zeitz

Auch der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) ist fassungslos. „Diese Entscheidung ist eine Katastrophe und eine Demütigung für Zeitz. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte er der MZ auf Anfrage, „es muss trotz allem sichergestellt sein, dass auch zukünftig Kinder in Zeitz geboren werden!“ Das Aktionsbündnis Zeitz wird zu einer Demonstration aufrufen.

Nach den der MZ vorliegenden Informationen verliert das Saale-Unstrut-Klinikum in Naumburg, das neben dem Zeitzer Krankenhaus zur insolventen Klinikum Burgenlandkreis GmbH gehört, keine einzige Abteilung oder gar Fachklinik. Wahrscheinlich soll nur die Verwaltung verkleinert werden. In Zeitz bleiben Abteilungen wie Geriatrie und Neurologie, von den hiesigen Mitarbeitern als „Minusabteilungen“ bezeichnet, erhalten. Die Kliniken für Innere Medizin sollen an beiden Standorten ausgebaut werden. Für Zeitz ist das ein herber Schlag. Es gab und gibt aber bislang keine Bestätigung von Kliniksprecher Martin Wohlrabe.

Sozialministerin Grimm-Benne kommt nach Zeitz 

Eine Mitteilung an die Presse soll es auch erst dann geben, nachdem nicht nur die Gespräche mit den Mitarbeitern, sondern auch mit Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung stattgefunden haben. Das ist an diesem Freitag geplant. Landrat Götz Ulrich (CDU) antwortete am Donnerstag auf die MZ-Anfrage. „Der Sanierungsplan, den die im Insolvenzverfahren beteiligte Gesamtgläubigerschaft noch bestätigen muss, wird dem Aufsichtsrat und mir am Freitag vorgestellt. In der weiteren Konkretisierung erwarte ich dazu konkrete Vorschläge, wie die Schließung oder Zusammenführung von Abteilungen kompensiert und welche neuen Abteilungen und Geschäftsfelder stattdessen angesiedelt werden können“, sagt er.

Krankenhäuser in Thüringen und Sachsen sehen sich durchaus in der Lage, Patienten aus dem angrenzenden Zeitzer Raum aufzunehmen. Gerade für den Bereich Geburtshilfe wollen sie bis Jahresende auch die „Werbung“ verstärken, hieß es bereits von zwei Kliniken. Auch im Bereich Gynäkologie haben sie noch Kapazität.

Wie der Sprecher der Asklepios-Klinik Weißenfels, Stefan Böttinger, der MZ erklärte, überlege man im Krankenhaus der Nachbarstadt, die gynäkologische Abteilung auszubauen. „Wir haben ohnehin regen Zulauf und wollen in jedem Fall unserem Versorgungsauftrag nachkommen und dies gern für den östlichen Burgenlandkreis anbieten.“ Weißenfels wäre die nächstgelegene Klinik, in der zum Beispiel urogynäkologische Eingriffe vorgenommen werden können. Deshalb will man dort vorbereitet sein, um Patientinnen aus dem Zeitzer Raum aufzunehmen.

Vor einer endgültigen Entscheidung möchte er vom Land Sachsen-Anhalt wissen, wo und wie es dem Klinikum helfen kann, welche baulichen Maßnahmen in Zeitz finanziert werden können und welche Ausweitung des Leistungsspektrums im Krankenhausplan des Landes für Zeitz möglich sind. „Hierzu habe ich Sozialministerin Petra Grimm-Benne nach Zeitz eingeladen.

Sie wird bereits am Montag kommen und dabei auch mit dem Betriebsrat zusammenkommen. Es wird Gelegenheit sein, mit ihr die möglichen Szenarien für Zeitz zu diskutieren“, sagte Ulrich weiter. „Am drängendsten erscheinen mir die bereits seit geraumer Zeit angekündigten Um- und Ausbaumaßnahmen in der Notaufnahme. Am besten wäre, Zeitz würde zusätzlich ein integriertes Notfallzentrum erhalten.“ (mz)