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Hoffnungslos auf der einsamen Insel

Von Holger Zimmer 10.11.2004, 21:17

Markröhlitz/MZ. - Das aber ist für die beiden Goseckerinnen vor allem eine Frage der Existenz. War der Umsatz mit der Vollsperrung der Hauptstraße ab 16. August um die Hälfte gesunken, so schrumpften die Einnahmen seit jenem 18. Oktober auf ein Drittel. Bevor man in den roten Zahlen landet, hat Heike Thieme deshalb schon mal bei der Agentur für Arbeit das Aus für den 1. Januar angekündigt, und Monika Jakob will nächste Woche zu einem Arbeitsvermittler. "Reich werden wir hier nicht, aber etwas verdienen müssen wir schon, damit wir die Straßen bezahlen können, die die Gemeinde bauen lässt."

Dabei war für beide Frauen am 18. Dezember des vorigen Jahres mit einer Ich-AG ein Traum in Erfüllung gegangen. In der Wendezeit hatten sie noch kurz gemeinsam im kleinen Fleischgeschäft in Goseck gearbeitet. Dann war Monika Jakob als Halbtagskraft mit die erste, die gehen musste. Seitdem hat sie sich 13 Jahre auch mit Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen über Wasser gehalten. Ihre Schwester hatte etwas mehr Glück, kam aber auch nicht um ABM und Umschulung herum. Schon 2002 bewarben sie sich um das Markröhlitzer Geschäft, aber erst im Vorjahr bekamen sie ihre Chance.

"Vielleicht bin ich eine Schwarzseherin", meint Heike Thieme. Doch weder sie noch ihre Schwester kann glauben, dass die Ortsdurchfahrt mit dem 20. November wieder offen sein wird. Und ob es den "Knall" gibt, der ihnen die Kunden zurückbringe? Denn was haben sie in den letzten Monaten nicht alles gehört: Zunächst, dass es eine Ampelregelung geben sollte. Dann, dass die Kreuzung vor der Ladentür nur für wenige Tage gesperrt bleibe. Und bei all dem habe die Polizei die Leute bei der Querung der Kreuzung auch noch zur Kasse gebeten. Durch die Vollsperrung aber seien rund 50 Prozent der Laufkundschaft, die zwischen Naumburg und Weißenfels sowie Merseburg pendelt, weggeblieben. Zwar kämen einige wenige Bauleute zum Mittagsimbiss, doch am späten Nachmittag sei so wenig los, dass sie nun bereits um 17 Uhr - eine Stunde zeitiger - schließen müssten. Und sie selbst, die sonst ganztags hinter Fleisch- und Backwarentheke standen, teilen sich in die Arbeitszeit. Ob sie das Geschäft weiter betreiben, sei fraglich und ganz von der Normalisierung der Kundenströme abhängig.

In der Nachbarschaft spricht auch Schlecker-Filialleiterin Evelyn Müller von Umsatzeinbrüchen von 50 Prozent. Palettenweise sei man Hunde- und Katzenfutter losgeworden. "Doch wenn die Leute uns kaum noch mit dem Auto erreichen? Wir leben hier wie auf einer Insel. Die Einbußen kann ich begründen, doch ob das von den Vorgesetzten akzeptiert wird?"

Selbst Frau Müller zweifelt, ob der Fertigstellungstermin gehalten werden kann, und die Gerüchte schießen ins Kraut. Auf Nachfrage bestätigt Bürgermeister Hilmar Panse: "Der Polier hat mir gesagt, dass der 20. stehen muss. Ein anderer Termin ist mir nicht bekannt, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Und dass an der Ullergasse noch einmal acht Meter Borde neu gesetzt werden, ist schon länger klar."