Hintergrund: Hintergrund: Die Erde bebt im nahen Ostthüringen täglich

Zeitz/MZ/ank. - Ostthüringen ist ein ausgewiesenes Erdbebengebiet. Das hat Gerhard Jentzsch in einem früheren Gespräch gegenüber der MZ erklärt. Jentzsch war von 1996 bis 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Geophysik an der Universität Jena. Und Ostthüringer Erdbeben sind auch bis in die Region Zeitz hinein spürbar.

Dass die Erde in Ostthüringen häufiger bebt, liegt laut Jentzsch daran, dass sich dort zwei geologische Störungssysteme kreuzen. Eines verläuft von Nord nach Süd, das andere von Nordwest nach Südost. Im Kreuzungspunkt bei Gera / Ronneburg werden die stärksten Beben beobachtet. In Ostthüringen bebt demnach die Erde täglich ein- bis zweimal. Die Beben sind allerdings an der Oberfläche nur sehr selten zu spüren.

Das letzte schwere Erdbeben in Ostthüringen hat sich im März 1872 ereignet. Dafür ist ein Wert von 5,5 auf der Richterskala ermittelt worden. Das Beben ist damals bis nach Berlin, Prag und Frankfurt (Main) zu spüren gewesen.

Bis zu welcher Stärke Erdbeben in der Region zu erwarten sind, das könne man laut Matthias Meininger, Leiter des Geodynamischen Observatoriums Moxa, schwer sagen. Aber: "So ganz schwere Beben sind bei der Untergrundbeschaffenheit nicht zu erwarten." Dass es aber irgendwann einmal zu Schäden an Gebäuden kommen kann, das hält er für möglich. Als Richtwert für mögliche Maximalstärken nennt er das sogenannte Mitteldeutsche Erdbeben von 1872. Dass es hier viel stärker kommen kann, glaubt Meininger nicht.

Erdbeben der Stärken zwei bis drei sind in der Richterskala als "extrem leicht" bezeichnet. Sie sind demnach "generell nicht spürbar" können aber gemessen werden. Erdbeben dieser Art gibt es laut Wikipedia täglich weltweit etwa 1 000. Erdbeben mit Stärken zwischen fünf und sechs sind laut Richterskala "mittelstark". Bei anfälligen Gebäuden sind laut Wikipedia ernste Schäden, bei robusten Gebäuden leichte oder keine Schäden zu erwarten. Erdbeben dieser Stärke gibt es weltweit 800 pro Jahr.

In Zeitz war zuletzt ein Erdbeben im September 2011 zu spüren gewesen.

Zur Einordnung: Wenn ein Laster beim Befahren einer Straße Erschütterungen auf dem Gehweg auslöst, dann ist das etwa mit einem Beben der Stärke vier bis fünf vergleichbar.