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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Fahrerin nicht ansprechbar

Von MATTHIAS VOSS UND IRIS RICHTER 12.12.2011, 19:40

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - "Meiner Kollegin geht es schlecht. Ohne Tränen verläuft kaum ein Gespräch, wenn sie überhaupt mit jemanden sprechen will", sagte am Montag Andrea Hädicke, Geschäftsführerin von Taxi Ochs in Weißenfels. Dort arbeitet die 58-jährige Frau als Fahrerin, die am Samstagnachmittag von einem bislang unbekannten Mann überfallen worden ist. Er bedrohte sie mit einem Messer. Sie konnte zwar fliehen, aber der Täter stahl das Taxi.

Die Einzigen, denen das Opfer zurzeit Rede und Antwort steht, sind Polizeibeamte. Neben der MZ wollte man laut Polizeisprecher Jörg Bethmann auch den Kontakt zu einem Fernsehteam herstellen. Doch in beiden Fällen lehnte die Taxifahrerin ab. "Wir konnten ihr wenigstens die Notfall-Begleitung des DRK ans Herz legen, damit es nicht nachhaltig zu einer Traumatisierung kommt", so Bethmann.

Das gestohlene Auto sei noch nicht wieder aufgetaucht, es gebe aber hoffnungsvolle Spuren, so Bethmann. "Darüber hinaus haben wir guten Kontakt zum Bundesgrenzschutz. Wir haben die Kollegen an den Übergängen zu Polen und Tschechien informiert. Dort gibt es eine hohe Aufklärungsquote", so Bethmann.

Ebenfalls Kollegin der überfallenen Fahrerin ist Birgit Ossowski, die nun mit gemischten Gefühlen fährt. "Ich hätte nicht gewusst, was ich machen soll. Aber dass meine Kollegin so geistesgegenwärtig war und das Messer zur Seite schlug, alle Achtung", sagte Ossowski. Sie hält Schutzmaßnahmen für Fahrer für sehr wichtig.

Am Taxiständen in Zeitz und Weißenfels wurde am Montag auch die Titelgeschichte der MZ heiß diskutiert, in der es um Forderung der Magdeburger Kollegen nach einer Videoüberwachung ging. So eine würde auch Fahrer Henry Görke begrüßen: "Erst letztes Jahr hatte ich zwei Männer nach Leipzig gebracht. Dort bin ich von ihnen dann ausgeraubt worden. Mit einer Videokamera wäre das vielleicht nicht passiert", sagte Görke, der für Jürgen Schauerhammer unterwegs ist, der wiederum Probleme mit den hohen Kosten hätte. "Wer soll denn das bezahlen? Ich teste gerade in einem Fahrzeug einen GPS-Sender. Das klappt schon ganz gut, das wäre eine Überlegung für alle Autos wert", so Schauerhammer. An die Kosten denkt auch Jacqueline Meiner. Seit fast vier Jahren ist die 39-Jährige Inhaberin von Taxi-Mitte in Zeitz. "Eigentlich finde ich es gut mit der Videoüberwachung in Taxen. Es ist viel sicherer", sagte sie, "aber Zuschüsse gibt es für so etwas nicht." Fünf Fahrzeuge fahren für das Unternehmen, die Inhaberin sitzt regelmäßig mit am Steuer und zum Glück seien ihr und ihren Kollegen bisher gefährliche Situationen erspart geblieben. "Es ist aber schon vorgekommen, dass wir Fahrgäste nicht mitgenommen haben, weil wir wussten, dass sie Ärger machen würden", erklärte Meiner. Lutz Möbius, Inhaber von Taxi Transport in der Zeitzer Schützenstraße, steht Videokameras in Taxen aufgeschlossen gegenüber. Schließlich würden sie die Sicherheit erhöhen. "Aber am Ende entscheiden die Kunden", so der Unternehmer. Wenn sie eine derartige Überwachung ablehnen, dann würde Möbius sie nicht installieren. Also müsste er sich zunächst darüber informieren, welche Meinung Passagiere zum Thema haben.

Andrea Hädicke scheut bei geringer werdenden Einnahmen die Kosten für Videotechnik. Aber auch eine Videoüberwachung würde nicht völlig abschrecken, so Hädicke, die als Argument frech in die Kamera grinsende Bankräuber anspricht, während diese einen EC-Automaten knacken. Als wichtig betrachtet sie Schulungen, mit denen Fahrer auf Krisensituationen vorbereitet werden können.