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Bundesstraße 91 in Theißen Bundesstraße 91 in Theißen: Protest gegen Protest

Von Torsten Gerbank Und Anja Melior 07.08.2015, 20:04
Langsam, langsam, ein Zeichen, das Uta Wiegner in der Vergangenheit immer wieder gab.
Langsam, langsam, ein Zeichen, das Uta Wiegner in der Vergangenheit immer wieder gab. Torsten Gerbank Lizenz

Theissen - Staub und Angst: Wenn Demonstranten in Theißen ohne Unterlass auf dem Fußgängerüberweg hin- und herlaufen und damit den Verkehr auf der Bundesstraße 91 lahmgelegen, schrillen bei Uta Wiegner die Alarmglocken. Dann stellt sich die Vorsitzende des Theißener Gartenvereins „Immergrün“ schon mal an den Kiesweg vor der Anlage, um Autofahrer per Handzeichen zum Langsamfahren aufzufordern. Denn der Weg an der Anlage vorbei ist Teil eines Schleichweges, den Autofahrer aus Richtung Weißenfels als Umfahrung nutzen, wenn in Theißen mal wieder demonstriert wird. Und das geschieht seit März regelmäßig (die MZ berichtete). Manchmal zweimal die Woche.

Kraftfahrer, die aus Richtung Weißenfels kommen, biegen dann kurz vor einer Bergkuppe vor Theißen links auf einen Feldweg ab, fahren dann an der Gartenanlage vorbei und über Nonnewitz gen Zeitz. Im Normalfall, so Uta Wiegner, werde der Weg vor der Gartenanlage gar nicht oder höchstens mal von einem Gartenfreund auf dem Weg zum Vereinsparkplatz genutzt. Wenn die B 91 dicht ist, dann fahren innerhalb einer Stunde schon mal 50 bis 70 Autos über diesen Weg. Und sie ziehen nicht nur eine dicke Staubwolke hinter sich her, sie bringen auch Gefahr, sagt die Vereinschefin. Denn nicht jeder Gartengang, der an der Straße endet, ist mit einem Tor gesichert. „Was ist, wenn da mal ein Kind aus einem Gang heraus und auf den Fahrweg rennt?“, fragt Uta Wiegner und schweigt. Sie wolle nicht daran denken, was passieren könnte. Denn schließlich gebe es auf dem Weg aus Richtung B 91 keine ausgewiesene Tempobegrenzung, so dass schon ganz schön schnell gefahren werde. Und selbst bei einer Vollbremsung, so schätzt Wiegner ein, würde ein Auto nicht so schnell zum Stehen kommen, weil es auf dem Untergrund mit losem Kiesel einfach weiter rutsche. Zudem werde von den vielen Autos der Weg zerfahren, den Kleingärtner vor gar nicht allzu langer Zeit selbst einigermaßen hergerichtet haben.

Ginge es nach Uta Wiegner, dann müssten jetzt zwei Dinge geschehen. Einerseits sollte der von der B 91 abzweigende Feldweg nur für Landwirtschaftsfahrzeuge freigegeben werden. Und die Demonstrationen sollten aufhören. Schließlich, so die Meinung der in Zeitz wohnenden Vereinsvorsitzenden, haben die Demonstranten doch ihr Ziel erreicht. Sie haben die Ortsdurchfahrt dicht gemacht, um damit der Forderung nach dem Bau einer Umgehungsstraße Nachdruck zu verleihen. Die Forderung, so Wiegner, sei ja berechtigt. Aber seit Ende Juli gibt es ja nun die Bestätigung der Bundesregierung, dass das Geld für den Bau der Ortsumfahrung zur Verfügung steht. Nun müsste man den zuständigen Stellen auch einmal Zeit zum Arbeiten geben und nicht immer weiter Druck machen. Zuletzt hatten Demonstranten die B 91 am Mittwoch dieser Woche blockiert. Die Reaktionen auf eine Veröffentlichung der MZ in einem sozialen Netzwerk im Internet waren vor allem gegen die Demonstranten gerichtet.

„Die Fördermittel des Bundes sind bewilligt und eine Umgehungsstraße wird gebaut. Allerdings geht so etwas nicht über Nacht. Diese ,Bürger’ sollte man wegen Eingriffes in den Straßenverkehr strafrechtlich zur Verantwortung ziehen. Was diese Leute machen, ist kein Protest, sondern sie machen sich einen Spaß daraus, die Fahrer der Lkw und Pkw zu behindern“, heißt es da unter anderem. Ortsbürgermeister Heinz Borde (CDU) macht allerdings wenig Hoffnung, dass es künftig keine Demonstrationen mehr gibt. Er sagte zwar, dass er mit den „Aktiven Theißenern“ reden werde, aber das Misstrauen sei so groß, dass die Angst bleibt, dass man bei einer Beendigung der Aktionen doch wieder vergessen werde. Für Borde steht fest, dass auch die Blockaden und Aktionen dazu verholfen haben, dass das Geld für die Ortsumgehung nun endlich zur Verfügung steht. „Ohne Demos wären wir nicht da, wo wir jetzt sind“, so Borde.

Allerdings bewegen sich die Theißener mit ihren Demos offenbar auf sehr dünnem Eis, wie eine Nachfrage bei der Kreisverwaltung bestätigte. Bisher sei keine der Blockaden angemeldet worden, so Ursula Weise von der dortigen Pressestelle. Bisher hieß es von Seiten der Überweg-Spaziergänger, dass es sich um eine Spontandemo handele, die auch nicht meldepflichtig sei. Aber: „Als Spontandemo kann das Geschehen in Theißen sicher nicht betrachtet werden, weil Plakate mitgeführt werden“, so die Kreisverwaltung. Für die nächste Demo, so Informationen der MZ, gibt es bereits einen Termin. (mz)

Demonstranten in Theißen
Demonstranten in Theißen
Archiv/Anja Melior Lizenz