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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Räuber erbeutet 5 000 Euro

Von ANDREAS BEHLING 19.10.2011, 17:51

ORANIENBAUM/MZ. - "Geschlossen" - in kräftiger blauer Handschrift und doppelt unterstrichen stand das Wort auf dem Blatt Papier. Von innen war es provisorisch an die Glasscheibe der Eingangstür zum kleinen Oranienbaumer Einkaufsmarkt "Johns Eck" geklebt worden. Dass Kunden Mittwochnachmittag vergeblich Einlass suchten, hatte seinen Grund: Das Geschäft war von einer Minute zur anderen zum Tatort geworden.

Die Gelegenheit nutzend, dass sich zu dem Zeitpunkt kein Kunde zwischen den Regalen aufhielt, hatte gegen 14.30 Uhr ein Mann von den beiden Verkäuferinnen Manuela Grigo und Sigrid Walzel die Herausgabe von Geld aus der im Laden integrierten Poststation und aus dem in einem Nachbarraum stehenden Tresor verlangt. Welche Summe der Täter bei dem Überfall erbeutete, steht noch nicht fest. Hier wird erst ein exakter Kassensturz endgültige Klarheit bringen. Nach MZ-Informationen soll es sich aber um mindestens 5 000 Euro gehandelt haben.

Als gesichert gilt hingegen, dass der Mann seiner Forderung Nachdruck verlieh, indem er seine olivgrüne Jacke ein Stück öffnete und eine größere, nahezu maschinengewehrartige Waffe vorzeigte, die über einer Schulter hing. Den Zeugen zufolge könnte der Bewaffnete, der zunächst zu Fuß die Flucht ergriff, zwischen 35 und 40 Jahren alt gewesen sein. Neben der Jacke war er noch mit einer roten Arbeitslatzhose und Turnschuhen bekleidet.

Nach vorläufigen Erkenntnissen scheint es sich um einen Deutschen gehandelt zu haben, da beim Wortwechsel - die Tat nahm wohl insgesamt kaum fünf Minuten in Anspruch - keinerlei Akzent auffiel. Die stärkeren Augenbrauen benannten die Verkäuferinnen gegenüber den Ermittlern zudem als weiteres besonderes Merkmal. Die Frauen vom Leib gehalten hatte sich der Mann mit den Worten: "Wehe, sie kommen heraus und schauen mir hinterher!"

Von der Polizei - Sigrid Walzel hatte geistesgegenwärtig "den Alarm gezogen" - waren bereits kurz nach 15 Uhr die Besatzungen mehrerer Streifenwagen zur Fahndung in der näheren Umgebung im Einsatz. Im Geschäft selbst bemühten sich Detlef Kania und Ralf Angerstein vom Kriminaldauerdienst um die Sicherung von Spuren.

Da der Täter, der zunächst wie ein normaler Kunde auftrat - so angelte er sich beiläufig eine Flasche Limonade aus dem roten Getränkekasten -, vor dem Postschalter auf einem Podest stand, wurden zum Beispiel auf dem gekachelten Fußboden mehrere Geruchsträger ausgebreitet. Sie sollten die spätere Arbeit des Fährtenhundes erleichtern.

Kania nahm ferner an drei Stellen einer glatten Regalwand Fingerabdrücke auf. Der womöglich größte Vorteil bei der Fahndung nach dem Unbekannten könnte allerdings sein, dass die Videoüberwachung - von der Post installiert - sehr gute Aufnahmen vom gesamten Tathergang geliefert haben soll. "Die sehen nicht schlecht aus", hieß es gegenüber der MZ zu den fraglichen Minuten.

André Grigo, dessen Frau Manuela gerade ihre Zeugenaussage auf dem Gräfenhainichener Revierkommissariat machte, äußerte sich von dem Vorfall geschockt. "Und das in einem so kleinen Nest wie Oranienbaum", schüttelte er fassungslos den Kopf, bevor er seine beiden Kinder nach Hause brachte.