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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Gute Freunde ganz nah

Von KARINA BLÜTHGEN 10.10.2010, 15:49

STRAACH/MZ. - Was beim Auspacken noch aussah wie eine neue Ortseingangstafel für Straach, entpuppte sich als Partnerschaftsschild der Feuerwehren. "Orsbeck 568 km" steht hintendrauf. "Das wird an eurem Gerätehaus einbetoniert. Wir haben auch den Zement dafür dabei", verkündete der Orsbecker Ortswehrleiter Claus Vaehsen.

Zement mitbringen! Als ob es noch die DDR gäbe. Aber ein Geschenk von guten Freunden zum 130-jährigen Feuerwehrjubiläum muss wohl derart komplett sein. Zumal es sich dabei um eine Retourkutsche handelt. Denn beim Besuch der Straacher in Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren hatten diese mit einem Richtungspfeil "Straach 568 km" angefangen. Nur gesungen haben sie nicht. Das machten ihnen die Orsbecker, mit denen die Straacher Wehr seit 1996 verbunden ist, am Wochenende beim Feiern in Straach vor.

Wenn zwölf Männer im Chor in solch eine große Halle wie der Straacher schmettern, dass sie immer zum Einsatz bereit sind und den Teufel nicht fürchten, kann auch ein Minister nur noch staunen. Wohlgesetzt waren die Worte von Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) gewesen, zum einen über das viele Geld vom Land für Digitalfunk und -alarmierung und zum anderen über die Leistungen der Straacher Feuerwehr und ihre Einsatzbereitschaft, auch die der Frauen. Da blieb Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) doch viel bodenständiger. "Ganz wichtig sind die Kameradinnen. Dann ist Ordnung auf dem Hof - so heißt das auf dem Dorf", meinte er in seinem recht humorigen Grußwort. Und Kreisbrandmeister Frank Schneider konnte und wollte es sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass die Feuerschutzsteuer wieder in die Kommunen gehört.

Es wurde den Feuerwehrleuten reichlich und viel gedankt. "Ob sich unsere Vorväter vorstellen konnten, einmal so geehrt zu werden?", meinte Ortsbürgermeister Klaus Eckert (parteilos). "Tag und Nacht, ob bei der Arbeit oder nachts - wenn die Sirene ertönt, wissen wir alle auf einmal, wie wichtig es ist, ehrenamtliche Leute zu haben, die helfen und gut ausgebildet sind." Er warnte davor, den Kameraden, die ja auch noch Arbeit haben, immer mehr aufzubürden. Ganz zu schweigen davon, dass sie für ihr Engagement oft nicht die Anerkennung erhielten, die ihnen gebühre.

Der erste verbürgte Einsatz der Straacher Wehr war Anfang Oktober 1880 im Nachbardorf Grabo gewesen. Dort sollte am Abend Tanz sein, doch ging Stunden vorher eine Scheune in Flammen auf - und die Straacher eilten zu Hilfe, damals noch mit Handdruckspritze und Muskelkraft. "Diese ausgefallene Tanzveranstaltung holen wir nun nach", lud Wehrleiter Dietmar Riedl zum Feuerwehrball ein.

Was bleibt nach vielen schönen gemeinsamen Stunden mit Feuerwehrball, Gaudistaffel, Technikschau und geschichtlichen Fakten von Ehrenwehrleiter und Chronist Günther Lehmann ist das Schild aus Orsbeck. "Nun müssen wir sehen, wie wir das toppen", schmunzelte Dietmar Riedl. Es ist doch schön, wenn man Freunde hat. Auch wenn sie weit weg wohnen.