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Gemeinschaftsproduktion in Wittenberg Gemeinschaftsproduktion in Wittenberg: Zuckersüß bis würzig - Nussknacker-Aufführung begeistert Publikum

Von Stefanie Hommers 23.12.2015, 16:50
Die Wittenberger Kreismusikschule, das Paul-Gerhardt-Orchester, das Tanzstudio Porwol und das Luther-Melanchthon-Gymnasium stellten den „Nussknacker“ auf die Bühne des Phönix.
Die Wittenberger Kreismusikschule, das Paul-Gerhardt-Orchester, das Tanzstudio Porwol und das Luther-Melanchthon-Gymnasium stellten den „Nussknacker“ auf die Bühne des Phönix. thomas klitzsch Lizenz

Wittenberg - E.T.A. Hoffmann und Pjotr Tschaikowski lieferten die klassische Vorlage, den Rest stellten 150 Akteure vor und hinter der Bühne mit Fantasie, Talent und Engagement auf die Beine. „Nussknacker – weihnachtlich verzaubert“ lautet der Titel einer Aufführung, zu der die Wittenberger Kreismusikschule, das Paul-Gerhardt-Orchester, das Tanzstudio Porwol und das Luther-Melanchthon-Gymnasium am letzten Adventssonntag in die Phönix-Theater-Welt eingeladen hatten.

Die erste vorweihnachtliche Musicalaufführung mit Schülern von Kreismusikschule und Tanzstudio Porwol hat es bereits 1999 gegeben. Meist im Zwei-Jahres-Rhythmus wurden seither zahlreiche Produktionen entwickelt, zuletzt mehrere Weihnachtsrevuen. 2015 stand mit dem „Nussknacker“ wieder eine große musikalisch theatralische Aufführung auf dem Programm, an der neben den traditionellen Akteuren auch das Luther-Melanchthon-Gymnasium und das Paul-Gerhardt-Orchester beteiligt waren. Mit der Aufführung wollten die Initiatoren auch zeigen, dass die in der Kunst- und Kulturszene der Lutherstadt engagierten Laien, mit- und nicht gegeneinander arbeiten.

Die Vorstellung bot nicht zuletzt, was das Klima außerhalb der liebevoll dekorierten Bühne derzeit schmerzlich vermissen lässt: Anmutig tanzende Schneekristalle wirbelten graziös durch den Raum und vermittelten die glitzernde Illusion einer weißen Weihnacht. Blütenträume wurden beim Blumenwalzer wahr, mit präzisen Schritten, unter opulentem Kopfputz bewiesen die Tänzer Sinn für Gleichgewicht und Ästhetik. Auch an süßen Beigaben wurde optisch wie akustisch nicht gespart. Mit dem „Tanz der Zuckerfee“ setzten die Akteure einen Klassiker des Tschaikowski-Balletts choreographisch in Szene, die Musik zum Tanz wurde durchgehend live dargeboten. Schwungvoll spielte das Paul-Gerhardt-Orchester zum Tanz auf, geleitete die Akteure behutsam und sicher. Bisweilen überließen die Orchestermusiker gegenwärtigeren Rhythmen die Hauptrolle. Mit Henry Mancinis „Peter Gunn Theme“ bekannt aus dem Film „Blues Brothers“ sorgten Bläser für Zeitsprünge und satten Sound.

Das Zusammenspiel funktionierte erstaunlich gut über Genres und Generationen hinweg. In allen Bereichen demonstrierten Tänzer, Musiker und Schauspieler Harmonie, Neugierde aufeinander und zeigten nicht zuletzt „wie schön es ist, Neues zu entdecken“, um mit einer der Hauptpersonen Marie (Miriam Jehle) zu sprechen. Die wurde vom Nussknacker (Paul Gucinski) in bunte Traumwelten entführt und nahm den Zuschauer gleich mit. Gemeinsam gelang es dem Paar, den Fluch mit dem die Mäusekönigin (die Charlotte Hennen wunderbar dämonisch und frech gab) den Nussknacker belegt hatte, zu brechen – durch den Zauber der Weihnachtswelt. Dabei war freilich auch die Mithilfe des Publikums gefragt.

Zum Abschluss eines Reigens bekannter Weihnachtslieder von „Stille Nacht“ über „Morgen Kinder wird’s was geben“ bis hin zu „Oh du fröhliche“ waren nicht nur rund 100 Kehlen auf der Bühne aktiv, auch in den bis auf den letzten Platz gefüllten Zuschauerreihen ging es stimmlich zur Sache.

Mit Unterstützung durch Applaus sparten die Besucher gleichfalls nicht. Nach jeder einzelnen Darbietung gab es Szenenapplaus, schließlich galt es nicht selten, die eigenen Kinder, Geschwister, Enkel oder Schüler zu unterstützen. Verdient war die lautstarke Zustimmung gleichwohl – für eine gelungene Kooperation vieler verschiedener Akteure, für die augenzwinkernde Adaption eines bekannten Stoffes, dem neue Perspektiven entlockt wurden und last but not least für ausgesprochen kreative Kostüme und Bühnenbilder. Die kleine Prise Sentimentalität und der zarte Hauch von Kitsch waren gut dosiert – und gehörten zum weihnachtlichen Zauber wohl einfach mit dazu.

Schließlich wartete das Programmheft mit einem Bekenntnis zur subjektiven und fantastischen Weltsicht von Salvador Dali auf „Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist, als die Welt des Träumens.“ Der Ausflug in die ganz eigene Realität der Illusion war durchaus vergnüglich und als Erinnerung daran, gab es am Ausgang für jeden Besucher eine goldene Walnuss. (mz)

Miriam Jehle als Marie und Paul Gucinski als Nußknacker überzeugten, wie die jungen Musiker der Musikschule.
Miriam Jehle als Marie und Paul Gucinski als Nußknacker überzeugten, wie die jungen Musiker der Musikschule.
Thomas klitzsch Lizenz
Miriam Jehle als Marie und Paul Gucinski als Nußknacker überzeugten, wie die jungen Musiker der Musikschule.
Miriam Jehle als Marie und Paul Gucinski als Nußknacker überzeugten, wie die jungen Musiker der Musikschule.
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