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Dreharbeiten in Wittenberg Dreharbeiten in Wittenberg: Kaltmangel wird zur Film-Heldin

Von marcel duclaud 22.01.2015, 18:22
Zwei „Waschweiber“, Sabine Henze und Ruth Hohmann, demonstrieren den Handbetrieb der altehrwürdigen Kaltmangel.
Zwei „Waschweiber“, Sabine Henze und Ruth Hohmann, demonstrieren den Handbetrieb der altehrwürdigen Kaltmangel. achim kuhn Lizenz

wittenberg - Am Donnerstag stand die altehrwürdige Kaltmangel, die letzte ihrer Art in Wittenberg, noch einmal im Zentrum des Interesses. In dem kleinen Raum in der Ernst-Kamieth-Straße, in dem das große Gerät zum Glätten von Wäsche jahrzehntelang seinen Dienst versah, drängten sich Menschen, ließen sich erklären, wie die Technik funktioniert, mit einer Kamera ist festgehalten worden, was geschieht, wenn so eine Wäscherolle in Betrieb gesetzt wird.

Filmteam und Waschweiber

Vor dem Hintergrund der angekündigten Demontage der Rolle durch den Eigentümer, die Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg (WBG), hatte der Verein „Historische Bauschlosserei und Schmiedewerkstatt August Reinhard“ aus Gräfenhainichen angekündigt, einen Film drehen zu wollen. Am Donnerstag rückte das Team an - samt Waschweibern in historischer Tracht. Das Mangeln passe gut zu Schülerprojekten unter dem Motto „Waschen wie zu Omas Zeiten“, erklärt Roland Lück. Der Verein habe sehr wohl überlegt, das Angebot von WBG-Vorstand Hans Keller anzunehmen, die museale Technik ab- und an anderer Stelle wieder aufzubauen, damit sie nicht verloren geht. Als Geschenk quasi. Allein, es fehle der Platz. Aus diesen Gründen hatte auch schon Christel Panzig vom Wittenberger Haus der Geschichte abgewunken.

Neuer Platz in Dresdener Museum?

Hoffnung, dass die Mangel, die früher beileibe keine Seltenheit war, trotzdem nicht auf dem Müll landet, gab es am Donnerstag dennoch. Angela Henze-Halbig, ein treuer Fan dieser Art der Wäschebehandlung, berichtete von ihrer Tochter, die bei Dresden lebt und eine Art Heimatmuseum aufbauen möchte; die Wittenberger Kaltmangel könnte dort ihren Platz finden. Dass sie dann der Region verloren ginge, findet zumindest Roland Lück schade. Er hatte überlegt, Kontakt in Richtung Ferropolis aufzunehmen, Platz gebe es in den Hallen dort genug. Wie auch immer, eine Lösung muss schnell gefunden werden, Hans Keller kündigte an, dass Ende Januar mit der Demontage begonnen wird.

Einer, der am Donnerstag sozusagen Abschied von „seiner“ Rolle genommen hat, ist Helmut Letz. Der Wittenberger, 89 Jahre alt, hat das Gerät mehr als 30 Jahre lang betreut. Er kann sich noch an Schlangen erinnern vor der Kaltmangel. So groß war einst der Bedarf. In den letzten Jahren aber kamen immer weniger Wittenberger, um ihre Wäsche rollen zu lassen. Die Zeit der Kaltmangel, sagt er, ist offenbar vorbei. (mz)