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Coswigerin schwingt Fläming-Zepter

Von STEFANIE HOMMERS 01.03.2009, 18:14

COSWIG/MZ. - Nach rund zwei Stunden, in denen sich die Kandidatinnen für das Amt der Flämingkönigin am Samstagmorgen in Coswig den 15 Juroren aus fünf Landkreisen vorgestellt, mündlich und schriftlich Fragen beantwortet sowie regionales Wissen wie (Welt-) Gewandtheit sowie Selbstbewusstsein für den Auftritt auf überregionalem Parkett unter Beweis zu stellen versucht hatten, lagen die drei Damen in der Wertung gleichauf. Die angekündigte vierte Kandidatin hatte offenbar vorher kalte Füße bekommen und war gar nicht erst erschienen.

Gaby Schumann, Silvana Sens und Katharina Stahn mussten sich indes noch ein weiteres Mal im Coswiger Ratssaal den prüfenden Blicken und Fragen der Jury unterziehen, während die interessierte Öffentlichkeit auf den Fluren rätselte, wer denn nun das Rennen machen würde. Charme und Selbstbewusstsein seien schon keine schlechten Ausgangsbedingungen für den Erfolg, konstatierte Marleen Friese vom Tourismusverband Fläming, solide Kenntnisse über die Sehenswürdigkeiten der Region aber seien die Basis. Schließlich müsse die Regentin auch bei Auslandseinsätzen wie zum Beispiel im belgischen Brügge (zum Start der "Titanen on Tour", die MZ berichtete) mit Wissen glänzen.

Um zwölf Uhr am Mittag war die Entscheidung endlich gefallen: Mit Silvana Sens wählten die Vertreter der Landkreise Anhalt-Bitterfeld, Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark, Jerichoer Land und Wittenberg eine Coswigerin zur neuen Flämingkönigin. Sehr zur Freude von Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos). Die 29-Jährige könne so die Stadt, in der am 26. April das Fläming-Frühlingsfest stattfindet, gleich mit repräsentieren. Doch dies sei nicht der einzige Grund für ihre Zufriedenheit, verriet das Stadtoberhaupt. "Die Flämingkönigin wird für das Volk gewählt - und da ist Silvana Sens genau die Richtige." Ihre Majestät arbeitet im bürgerlichen Leben als Altenpflegerin im Coswiger Senioren-Wohnpark und lebt mit Partner Matthias und der sechsjährigen Tochter in dem Elbestädtchen. Dass ihre Familie hinter ihr steht, bestätigt die junge Frau mit einem energischen Nicken. Dass dies auch für ihren Arbeitgeber gilt, darf man getrost vermuten. Hans Heckmann findet, jeder Coswiger müsse seinen Anteil am Gelingen des Frühlingsfestes leisten - und sponsert das Kleid der Königin.

Bevor Silvana Jeans und T-Shirt gegen die an historischen Vorbildern orientierte Tracht tauschen kann, muss diese indes erst gefertigt werden. Wie das Gewand aussehen wird, lässt sich an den zahlreichen Modellen ablesen, die frühere Amtsträgerinnen und Mitglieder von Fläming- und Heimatvereinen am Sonnabend vorführten und die alle nach strengen Regeln gefertigt und nicht ohne weiteres veränderbar sind. "Eine Tracht ist ein getragenes Denkmal", erläutert Marlies Koppehele nachdrücklich.

Die Dame, Mitglied im Jüterboger Heimat- wie im Dennewitzer Flämingtrachtenverein, trägt ihr Exemplar mit der gebotenen Würde - unter allen Bedingungen. Denn die schwere Stofffülle samt Kopfputz auch bei 30 Grad im Schatten mit Charme zu präsentieren, sei zwar nicht immer ein Kinderspiel, "aber man muss sich den Regeln schon unterwerfen". Dass die neue Flämingkönigin nicht nur an der Tracht zu tragen haben wird, merkte Silvana Sens schnell. Kaum gekürt, nahm sie nicht allein zahlreiche Glückwünsche entgegen, ein Blitzlichtgewitter umgab das gerade gekrönte Haupt, zahlreiche Fragen verschiedener Medienvertreter prasselten auf sie nieder.

Noch etwas erschrocken angesichts des Ansturms, aber geduldig und gewissenhaft wie sie sich auf die Prüfung vorbereitet hatte, stand Silvana Sens Rede und Antwort. Warum sie den Fläming liebe, wollte jemand von ihr wissen. Die Frage schien sie zu verwundern. "Weil ich hier aufgewachsen bin", lautete kurz und bündig die Antwort. Ob sie mit dem Sieg gerechnet habe, erkundigte sich ein anderer. "Natürlich nicht", kam es wie aus der Pistole geschossen. Und ein wenig nachdenklich schob sie hinterher: "Ich muss den Erfolg erst einmal verdauen."

All zu viel Zeit wird ihr dafür nicht bleiben, denn die Pflicht ruft, und der Kalender einer Königin ist prall gefüllt. Knapp 100 Termine habe sie während ihrer Regentschaft wahrgenommen, verriet die Flämingkönigin des Jahres 2006, Josephine Wagner. Da ist Bewerberin Katharina Stahn fast schon froh, nicht gesiegt zu haben. Dafür hätte sie sowieso nicht genug Zeit gehabt, bekundete die Jessenerin und tröstete sich damit, 2008 den Titel der Miss Univers Halle-Dessau errungen zu haben. Die gewählte Regentin über den Fläming schlüpft derweil langsam in ihre neue Rolle. Und Doris Berlin sagte mit wohlwollendem Blick: "Jeder wächst mit seinen Aufgaben".