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Abgestempelt zum Geburtstag

Von Stefanie Hommers 01.03.2007, 18:05

Wittenberg/MZ. - Die Wartezeit auf das gezähnte Porträt zum 400. Geburtstag des Liederdichters konnte indes überbrückt werden, hatte der Wittenberger Briefmarkensammlerverein (BSV) doch die Gelegenheit genutzt, philatelistische Kostbarkeiten in einer Ausstellung zu präsentieren. Der Vereinsvorsitzende Erhard Grodnick hatte aus seiner Sammlung Stücke beigesteuert, die sich mit der Zeit der sowjetischen Besatzung in Wittenberg zwischen 1945 und 1949 beschäftigen, ein gezähnter Streifzug durch die Geschichte der Zahnmedizin war gleich daneben zu bewundern und ein dritter Schwerpunkt widmete sich Lucas Cranach. Ein Schmuckstück war zweifellos ein Originalbrief von Friedrich dem Weisen aus dem Jahre 1521 aus der Sammlung von Richard Thomas.

Als Dieter Stephan und Matthias Kath von der Deutschen Post AG pünktlich um neun Uhr die ersten Stempel vergaben, galt das Interesse zahlreicher Sammler allerdings in erster Linie dem berühmten Sohn Gräfenhainichens, dessen Konterfei nicht allein auf der Marke, sondern auch auf dem Stempel prangt. Der Stempeltext "Luthers Schrift, Cranachs Bilder, Gerhardts Lieder" schlägt indes wieder den historischen Bogen zu den großen Söhnen der Region. Aufmerksam verfolgte auch die Vorsitzende des Paul-Gerhardt-Freundeskreises in Gräfenhainichen Wilma Deißner das Geschehen. In der Heimatstadt des Liederdichters wird der offizielle Sonderstempel erst am 12. März, dem 400. Geburtstag vergeben. In Wittenberg drückte auch Eckhard Naumann das Signum einige Male aufs Papier - und der Oberbürgermeister outete sich als Freund der Philatelie. "Ich bin besonders fasziniert davon, wie sich in Briefmarken Geschichte widerspiegelt - als Kind waren die Marken für mich ein Blick in die Welt". In die Welt hinaus geht seit Donnerstag auch die Paul-Gerhardt-Briefmarke.

Zwar kommen die meisten Besucher des Sonderpostamtes aus der Region, aber der Wittenberger Lars Rintsch will sein frisch erworbenes Exemplar verschenken - an John Bertrand. Der US-Amerikaner, Briefmarkersammler und leidenschaftlicher Gerhardt-Fan, hatte 2006 einige Monate ehrenamtlich in der Stadt gearbeitet. Im heimatlichen Albuquerque in New Mexico wird ihn bald ein philatelistischer Sondergruß aus Wittenberg erreichen. Andere, wie Bernhard Gruhl vom BSV, behalten die Neuerwerbung selbst. "Sammler sind glückliche Menschen", zitierte Gruhl Goethe - und freute sich.