1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Weißenfels: Weißenfels: Musikalischer Stadtrundgang

Weißenfels Weißenfels: Musikalischer Stadtrundgang

Von Holger Zimmer 21.07.2013, 18:42
Susanne Riemer-Ranscht steht auf dem Stein, der die Stelle markiert, an der bis 1982 das Geburtshaus von Richard Wagners Mutter stand.
Susanne Riemer-Ranscht steht auf dem Stein, der die Stelle markiert, an der bis 1982 das Geburtshaus von Richard Wagners Mutter stand. Michael Thomé Lizenz

Weissenfels/MZ - Stefan und Gabriele Broermann aus der Gegend von Hannover haben Schütz und Luther miteinander verbunden. Ehe das Paar nach Wittenberg weiterfuhr, verbrachte es den Sonnabendvormittag im Weißenfelser Heinrich-Schütz-Haus, um am Nachmittag an der musikalischen Führung zu Marienkirche, Kloster, Jägerhof, Schützhaus und Schlosskirche teilzunehmen. Die 48-Jährige singt selbst in der Kantorei Werke von Bach, aber auch von Schütz. Von dessen Wohnhaus zeigte sie sich angetan. „Das Museum ist mit seiner klasse Ausstellung grandios. Darin könnte man einen ganzen Tag verbringen.“ Sie hatte schon in der Marienkirche zu Beginn als erste begeistert geklatscht, als die letzten Töne der Ladegast-Orgel verklungen waren, die Thomas Piontek gespielt hatte.

Dort hatte auch Danny Kubinka, der mit seiner Frau Nadine aus Leipzig zu Besuch gekommen war, einen Rundumblick mit der Kamera gewagt. Er ist gebürtiger Weißenfelser und hatte bis zum 17. Lebensjahr hier gewohnt. Damals habe er sich noch nicht so für Kirchen interessiert, inzwischen aber sehe er manches mit anderen Augen. Dabei betonte der 34-Jährige, dass sich seit der Wende in der Stadt einiges getan habe. Viel Interessantes nehme er von der musikalischen Zeitreise mit und er verwies auf das klasse Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn für fünf Euro bekomme man in der Messestadt nicht mal eine normale Stadtführung. Da müsse man das Dreifache bezahlen.

Aber in seiner Geburtsstadt werde dazu noch Musik geboten. So waren neben Piontek das „Trio modern“, die Großkorbethaer Turmbläser, der Kammerchor der Elisabeth-Gemeinde und im Schlosshof des Ensemble „Faux Pas“ mit historischen Tänzen zu erleben. Zu diesem gehört seit zehn Jahren auch Antje Riewe-Bez, die als Mitarbeiterin des Musikvereins „Heinrich Schütz“ das Programm zusammengestellt hatte. Bereits im Vorjahr hatte es eine ähnliche Führung zum Thema Reformation gegeben, diesmal erfuhren die rund 60 Teilnehmer anlässlich des 200. Geburtstages von Richard Wagner mehr über dessen Mutter Johanna Rosina Pätz, die in der Marienstraße geboren wurde, und am Jägerhof zu der vor 300 Jahren entstandenen Jagdkantate von Bach. Angesichts der Resonanz wolle sie mit allen Kooperationspartnern überlegen, ob es eine Neuauflage der Führung geben könnte, sagte Frau Riewe-Bez. Wegen des Rundgangs war übrigens Gästeführerin Susanne Riemer-Ranscht extra einen Tag eher aus dem Urlaub zurückgekehrt und konnte über viele Details berichten.

Jedenfalls zeigten sich die Leute anschließend begeistert. Der Weißenfelser Gerd Wienecke (57) sagte, dass er als Ex-Hallenser nicht so viel über die Geschichte hier wisse. „Ich bin aber stets wieder erstaunt, was für bekannte Leute hier gelebt haben.“ Rolf Urbanik war mit seiner Frau und den drei Enkeln gekommen. Das Ehepaar wollte einerseits den Kindern etwas bieten, andererseits eigenes geschichtliches Wissen auffrischen. Am Jägerhof klinkten sie sich wegen der Kinder aus, weil diese am folgenden Tag mit den Eltern in die Ferien fahren wollten. Bis zum Ende dabei waren Brigitta Meinhard und Ruth Witt. Den über 80-Jährigen machte auch der Weg den Schlossberg hinauf nichts aus. Erstere sagte, dass sie bei Wandelkonzerten mit dem Vokalensemble selbst Mitwirkende sei. Nun lese sie nicht mehr so viel und da sei eine solche Führung eine willkommene Abwechslung.

Thomas Piontek an der Ladegast-Orgel der Marktkirche St. Marien.
Thomas Piontek an der Ladegast-Orgel der Marktkirche St. Marien.
Michael Thomé Lizenz