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Weißenfels Weißenfels: Behindertenverein ist pleite

Von JULIA REINARD 18.01.2011, 20:16

WEISSENFELS/MZ. - Und das hat Folgen: Der Verein zieht aus den Räumen in der Merseburger Straße aus, so dass er als Ansprechpartner für die Behinderten und als Treffpunkt für Selbsthilfegruppen nicht mehr zur Verfügung steht. Auch die Transporter sind weg, so dass jeglicher Fahrdienst eingestellt werden musste.

Auf 39 901 Euro hatten sich die Verbindlichkeiten der Gläubiger summiert. Als Vermögenswerte werden 4 477 Euro dagegen gerechnet. Diese werden auf die Gläubiger verteilt, denen dennoch Außenstände bleiben, erklärt René Grunow, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters Christian Beck aus Halle. Die Firma Insolvenzverwaltung Beck war von einem Gericht in Halle bestellt worden, um das Gutachten für die bevorstehende Insolvenz auszuarbeiten. Seit dem 31. Dezember läuft nun das dazugehörige Verfahren.

Beantragt hatte das Verfahren der Vereinsvorstand bereits am 25. Oktober 2010. "Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen", sagt Vereinsvorsitzender Gunar Möller heute. Gemeinsam mit Gabriele Bohnert arbeitete er von Anfang an in der Merseburger Straße. Jetzt räumen sie dort alles wieder raus, stapeln Papier weg und packen dicke Ordner ein. "Wir arbeiten nur noch dem Insolvenzverwalter zu und drehen am Schluss den Schlüssel um", fasst Möller ihre Arbeit lakonisch zusammen.

Wie konnte es soweit kommen? Der Verein war 2005 als Interessenvertretung für Behinderte, ihre Angehörige und Freunde gegründet worden. Er bot Selbsthilfegruppen an, sich in seinen Räumen zu treffen, beriet Ratsuchende und besorgte im Altkreis Weißenfels den Transport Behinderter zu Schulen und wieder nach Hause.

Vor zwei Jahren war der Schülertransport neu ausgeschrieben worden - der "Füreinander"-Verein erhielt den Zuschlag jedoch nicht und verlor so seine finanzielle Basis. Nur einige Touren blieben ihm: Mitarbeiter fuhren weiterhin die Kindergärten an, nahmen Schüler privater Schulen mit und brachten Rollstuhlfahrer auf Krankenkassenrechnung zu Arztterminen.

Als sie merkten, finanziell wird es eng, setzten sie sich einen Sparkurs, erklären Gunar Möller und Gabriele Bohnert im unwirtlich gewordenen Büro. Von den vormals sechs Fahrern behielten sie einen, ein zweiter half im Ehrenamt mit. Gabriele Bohnert, die durch die Tätigkeit im Verein wieder eine reguläre Arbeitsstelle gefunden hatte, wechselte an gleicher Position in eine geringfügige Beschäftigung - verdiente damit nur noch 400 Euro im Monat. Möller arbeitete ohnehin ehrenamtlich. Mittlerweile ist auch der letzte Fahrer entlassen und Gabriele Bohnert hat sich arbeitssuchend gemeldet.

Die Behindertenbeauftragten von Stadt und Landkreis erfuhren schon im November vom bevorstehenden Insolvenzverfahren. Sie bedauern das Ende des Vereins. Steffi Hosemann, stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats des Kreises und Vorsitzende der Regionalgruppe Weißenfels, befürchtet, dass viele Behinderte durch die Pleite Einschränkungen haben. Barbara Gentes, Vorsitzende des Behindertenbeirats der Stadt sorgt sich vor allem um die zwei Gruppen, die sich regelmäßig in den Vereinsräumen getroffen hatten. "Da suchen wir Mittel und Wege, das Loch zu stopfen, das durch die Insolvenz entstanden ist", sagt die 57-Jährige. Die Mitglieder des Beirats hätten dafür bereits Ideen entwickelt, auch mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt hätten sie schon Gespräche geführt, um das zumindest das Raumproblem zu lösen. Die Organisation der Lichterkette am Tag der Behinderten im Dezember übernehmen die beiden Frauen künftig ebenfalls.