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Weidelgras unter der Lupe

Von Yvette Meinhardt 19.04.2007, 17:08

Teuchern/MZ. - "Mein Prüfling kennt sogar die Unkräuter, darunter Gräser, die ein Stadtmensch keines Blickes würdigt", lobt Markus Ranscht aus Pettstädt die Leistung. Für den Prüfer ist das Wissen über das Deutsche Weidelgras das Zünglein an der Waage. Danach gibt es keinen Zweifel mehr: Nico Schrader absolviert im Bereich Pflanzenbau eine sehr gute Zwischenprüfung. Denn jenes Süßgras ist ein zweischneidiges Schwert. Auf Wiesen und Weiden liebt es der Landwirt. Es ist schnellwüchsig, nahrhaft und für das Vieh wohlschmeckend. Auf den Feldern bekämpft es der Bauer als Unkraut.

"Ich fand die Prüfung eigentlich leicht, vorausgesetzt man hat sich gut vorbereitet", sagt Nico Schrader. Der junge Mann aus Buchholz bei Nordhausen hat sich mit Leib und Seele der Landwirtschaft verschrieben. "Zu Hause mäste ich einen eigenen Bullen, außerdem halten wir ein paar Schweine und Kühe", verrät er. Doch das allein reicht nicht. Vor allem in Mathematik und Biologie brauchen die angehenden Landwirte solides Wissen. Ein Düngemittel enthält beispielsweise 27 Prozent Stickstoff. Wie viel Kilogramm des Düngers muss auf das Feld ausgebracht werden, um auf 40 Kilogramm Stickstoff zu kommen?

Solche mathematischen Fragen müssen die Schützlinge im Kopf ausrechnen. "Bei der Auswahl der Lehrlinge schauen die Betriebe zuerst auf die Noten in Mathe und Bio", weiß Steffen Rehm aus Erfahrung. Er ist der Geschäftsführer des Prüfungsausschusses und Ausbildungsberater im Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alf). Ohne einen guten Realschulabschluss geht da gar nichts. Zunehmend gibt es auch Abiturienten in der Landwirtschaft. In diesem Jahr rechnet Rehm mit verstärktem Zustrom vom Gymnasium. Bei der Prüfung im Stall geht es um Grundwissen, dies verraten die Prüfer Thomas Prüfer und Ursula Herzau.

So wollen sie wissen, wie lange eine Kuh trächtig ist. Oder wie man die Trächtigkeit überhaupt feststellt. Oder bei wie viel Litern im Jahr das Zuchtziel in der Milchproduktion liegt. "Eigentlich beherrsche ich den Stoff, weiß auch die meisten Antworten. Doch ich war einfach so aufgeregt, dass mir die Worte fehlten", gesteht Eveline Schwanke aus Bad Dürrenberg. Bei verschiedenen Praktika entdeckte sie ihre Liebe zu den Tieren und fährt besonders gerne Traktor. Karin Orlowski hat der Prüfer ganz nervös gemacht. "Er hat mir nicht eine einzige Frage gestellt", so sagt sie. Bei der Prüfung zur Tierproduktion fühle sie sich noch sicher. "Aber ich komme vom Gut Döllnitz, einem Biobetrieb. Im Umgang mit dem Düngestreuer habe ich überhaupt keine Ahnung und Angst vor diesem Teil der Prüfung", sagt sie.

Kevin Wolny aus Mücheln bringt es auf den Punkt. "Die Zwischenprüfung zeigt einem den eigenen Wissensstand auf, die Stärken und die Schwächen. Nicht mehr und auch nicht weniger", stellt er fest.