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Spontane Aktion in Weißenfels Spontane Aktion in Weißenfels: Schüler sammeln Geld für Stolperstein

Von Birger Zentner 01.07.2014, 20:31
Stolz zeigen die Schüler - hier mit Religionslehrerin Dagmar Bertram (links) und Schulleiter Norbert Solf (hinten) - das gesammelte Geld.
Stolz zeigen die Schüler - hier mit Religionslehrerin Dagmar Bertram (links) und Schulleiter Norbert Solf (hinten) - das gesammelte Geld. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Zwei Stunden hat es gedauert, dann waren die Schülerinnen und Schüler zurück und hatten ihr Geld zusammen. Die Siebtklässler aus der Weißenfelser Christophorusschule haben in der Jüdenstraße in Weißenfels Passanten angesprochen, sind in Geschäfte gegangen, um für einen besonderen Zweck zu sammeln. Ihre Idee war es, die 110 Euro zusammenzubekommen, mit denen ein neuer Stolperstein gesetzt werden soll. Ganz konkret soll mit dem Geld nun nach den Worten von Enrico Kabisch vom Simon-Rau-Zentrum, das in der Stadt die Stolpersteinaktion begleitet, ein Stein in der Friedrichsstraße erneuert werden.

Der war für Isaak Fränkel gesetzt worden, der 1939 von den Nazis ermordet wurde. Die Messingplatte auf dem Stein ist beschädigt und braucht Ersatz. Geschehen soll das am 8. September, ist von Kabisch zu erfahren. „An dem Tag kommt Gunter Demnig nach Weißenfels und wird auch noch Stolpersteine für die sieben Mitglieder der Familie Kamm in der Naumburger Straße und für die Familie Hofmann in der Merseburger Straße legen“, so Kabisch.

Dass es zu der Aktion der Schüler gekommen ist, geht auf den Religionsunterricht zurück, den die Pastorin Dagmar Bertram in der Klasse gehalten hat, „Wir haben über das Thema Sterben und Tod gesprochen“, sagt sie. Dabei sei das Gespräch auch auf die Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten gekommen und auf die Stolpersteine.

Mehr als 20 Stolpersteine in Weißenfels

„Die Mädchen und Jungen sind dann von selbst auf die Idee gekommen, für solch einen Stolperstein zu sammeln“, erzählt Bertram. Kuchenbasar oder Flohmarkt waren die nächstliegenden Gedanken. Aber schnell sei man darauf gekommen, mit der Sammelbüchse loszuziehen. Vor allem, weil man das Ergebnis der Aktion sofort erhalte. Für die Förderschüler war das allerdings gar nicht so eine leichte Aufgabe wie sie auf den ersten Blick erscheint. Schließlich mussten sie den Passanten und den Geschäftsleuten auch erklären, was sie da tun und warum. Das haben die sieben Mädchen und Jungen mit Bravour gemeistert, erklärt Schulleiter Norbert Solf. Die Schüler hätten zudem erkannt, dass sie sich etwas zutrauen können. „Und auch wir als Lehrer haben gelernt, dass wir ihnen etwas zutrauen können“, so Solf.

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Weißenfelser Schüler für das Stolpersteinprojekt gesammelt haben, sagt Kabisch, Aber in der Art, wie er es an der Christophorusschule jetzt erlebt hat, war es schon etwas Neues. In Weißenfels sind mittlerweile mehr als 20 Stolpersteine gelegt worden.

Dieser beschädigte Stolperstein in der Friedrichsstraße soll ersetzt werden.
Dieser beschädigte Stolperstein in der Friedrichsstraße soll ersetzt werden.
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