1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Kinder wollen mehr als basteln und malen

Kinder wollen mehr als basteln und malen

Von KLAUS-DIETER KUNICK 06.03.2009, 18:18

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - "Die Wehren hatten das Nachsehen, wollten das aber nicht länger hinnehmen", sagt Manfred Helms, Sachgebietsleiter Brandschutz in der Kreisverwaltung in Naumburg. So gründeten sich vor wenigen Jahren die ersten Kinderfeuerwehren. Rücken diese Mädchen und Jungen später in die Jugendwehr auf, können im Nachwuchsbereich die Lücken geschlossen werden, so Verbandsjugendwart Maik Siegmund. Gab es im Burgenlandkreis vor sechs Jahren noch 78 Jugendgruppen mit 780 Mitgliedern, sind es heute 55 Gruppen mit 450 Mitgliedern.

Doch die Liste, was mit den Kindern alles nicht gemacht werden darf, ist ellenlang. Das schreibt die Feuerwehrunfallkasse vor. "Außer malen und basteln dürfen die Kinder eigentlich nichts machen", ergänzt Helms. Aber damit könne man keine Kinder auf Dauer halten. Helms: "Michael Schumacher saß mit fünf Jahren in einem Go-Gart. Das ist weiß Gott gefährlicher als eine Kübelspritze." Auch beim Fußball dürfe alles Mögliche passieren, aber wehe, bei der Feuerwehr gehe was schief, dann sei der Teufel los. "Es ist nicht einfach, die Kinder bei der Stange zu halten", berichtet Sonja Kind, die in Droyßig die Kinderfeuerwehr leitet. Vor allem Abwechslung sei gefragt. Von 13 Kindern, die 2007 bei der Gründung der Kinderfeuerwehr dabei waren, sind sieben geblieben. "Die Kleinen wollen auch mal ein Strahlrohr in die Hand nehmen, was sie aber laut Vorschrift nicht dürfen", fügt Marcel Kind, der Leiter der Feuerwehr in Droyßig, hinzu. "Stimmt schon, das Thema geht einem durch den Kopf", bestätigt Übungsleiterin Nicole Schubert aus Lützen, die seit zwei Jahren mit

ihrem Mann Torsten eine Kindergruppe leitet. "Die wollen ein Fahrzeug auch mal anfassen, wollen wissen, wie eine Kübelspritze funktioniert", berichtet die 21-Jährige. Und auch Torsten Schubert würde gern mehr mit den Kindern machen, beispielsweise mal einen Schlauch ausrollen. Aber streng genommen, dürfe er das nicht. Kreisbrandmeister Hans Schubert dazu: "Nehmen sie doch den Jungen beim Fußball den Ball weg. Mal sehen, was geschieht?"

Die kleinen Akteure selbst haben klare Vorstellungen von der Mitgliedschaft in der Feuerwehr. "Mir gefallen die Autos am besten", sagt Fabian Kind (7). "Und mir die kleinen Löschangriffe. Das macht viel Spaß", ergänzt Leonie Sophie Eule (7). Beide sind Mitglied in der Kinderfeuerwehr Droyßig. Albert Stoeffler (9) aus Lützen mag ebenfalls die Autos, die findet er prima. "Die DL 32 kann die Leiter 32 Meter weit ausfahren. Damit kann man Menschen aus hohen Gebäuden retten", erzählt er.

Die Lösung des Problems wird in Droyßig in der Zusammenarbeit mit den Eltern gesehen. "Wir haben mit ihnen über alles gesprochen, was wir mit den Kindern vorhaben", so Sonja Kind. "Es gab nicht die geringsten Berührungsängste, die Eltern kennen uns auch alle und haben Vertrauen zu uns." Schriftlich habe man sich von den Eltern das Einverständnis eingeholt. "Falls doch mal was passieren sollte, sind wir abgesichert." Ähnlich sieht das Nicole Schubert: Selbstverständlich überschreite sie auf keinen Fall ihre Befugnisse, Sicherheit sei ein wichtiges Thema. Die Eltern sollen schließlich wissen, dass sich ihre Sprösslinge in guten Händen befinden. "Das Vertrauen muss vor allem da sein", erklärt Nicole Krug (32), deren Sohn ebenfalls in Lützen bei der Kinderfeuerwehr mitmischt.

Ingo Hirsch kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt spricht zwar ebenfalls von Beschränkungen, aber die blieben im Wesentlichen im Rahmen. "Die Regelungen für die Kinder sind richtig und wichtig". Vieles dürfe unter Aufsicht getan werden, auch auf ein Feuerwehrauto zu klettern. Kinder, versichert er, genießen den gleichen Schutz wie erwachsene Wehrmitglieder.