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Kanaren für Abgänger zu weit weg

Von Bärbel Schmuck 18.12.2006, 18:31

Weißenfels/MZ. - Die meisten der Fachschüler, die in diesem Jahr mit ihrer dreijährigen Ausbildung am Medizinischen Bildungszentrum Mitteldeutschland (MBZ) fertig geworden sind, konnten deutschlandweit, darüber hinaus bis nach Österreich und in die Schweiz vermittelt werden. Darauf verweist MBZ-Geschäftsführer Joachim Tentscher zusammen mit Pädagogen in einer Bilanz zum Jahresabschluss.

Reserven gebe es allerdings auf den Kanarischen Inseln. In Touristenzentren von Fuerteventura bis Gran Canaria würden ausgebildete Therapeuten gesucht, weiß Tentscher. Vielen Absolventen sei der Weg bis dahin zu weit. Außerdem müssten die jungen Leute Fachenglisch beherrschen. Spanisch wäre außerdem noch gut. "Auch ein Angebot aus Passau in Bayern wurde nicht angenommen", bedauert er. "Begründung: zu weit weg von zu Hause", fügt er hinzu und kann eine solche Einstellung nicht verstehen. "Das ist Bequemlichkeit, statt so eine Chance zu nutzen und sich der Herausforderung zu stellen", meint er kopfschüttelnd.

"Von 29 Ergotherapeuten, die den Abschluss im August absolviert haben, hat unsere Einrichtung 22 in Arbeit vermitteln können", nennt der Chef ein Beispiel. Zwei weitere Abgänger hätten sich für eine andere Tätigkeit entschieden.

Damit will Tentscher auch den Vorwürfen entgegen treten, die vor kurzem in einem Leserbrief (MZ vom 8. Dezember, Seite 10) geäußert worden waren. "Das sind Behauptungen, die nicht wahr sind, weil wir unsere Ergebnisse namentlich belegen können", hebt der Geschäftsführer hervor. "Wir versuchen immer wieder, den Schülern nahezubringen, sich bereits ein halbes Jahr vor dem Ende ihrer Ausbildung in Kliniken, Krankenhäusern, Praxen, Rehazentren und Altenheimen zu bewerben." So unterstreicht Evelyn Meister, Lehrerin für Ergotherapie am MBZ im Weißenfelser Südring.

Bedauerlicherweise würde das Gros der jungen Frauen und Männer, die vor allem aus den neuen Bundesländern kämen, nach dem Abschluss zunächst das Ziel Sommer, Sonne, Urlaub und Ferien im Visier haben und sich erst dann bewerben. Steffen Mittank, der ebenfalls im Fach Ergotherapie unterrichtet, kann diese Einstellung nicht verstehen. "Wenn ich Arbeit suche, dann muss ich mich doch zunächst drehen und dranbleiben. Dann steht mir nicht der Sinn nach einem Urlaubsplatz", sagt er.

Die Mobilität, Selbstständigkeit und Flexibilität der Auszubildenden beginnt mit dem Eintritt in das MBZ. Doris Oswald ist davon fest überzeugt. "Bei vielen Schülern hapert es damit", schätzt die langjährige Leiterin der Berufsfachschulen ein. Andere Jugendliche wiederum engagieren sich nach ihren Worten nicht nur während des Unterrichts, sondern zeigen auch außerschulisch persönlichen Einsatz, unter anderem an Tagen der offenen Tür. "Unser MBZ als private Einrichtung kann nur Grundlagen vermitteln", sagt Frau Oswald. Sie weist auf das Fach Berufskunde hin, in dem künftige Physio- und Ergotherapeuten sowie Bademeister / Masseure und Medizinisch-technische Assistenten für Funktionsdiagnostik beziehungsweise für Labortechnik (MTAF / MTAL) auf das Leben vorbereitet werden.

Zudem erhalten die Schüler die Möglichkeit, in ihrer Ausbildungsstätte kostenlos das Internet zu nutzen und sie haben auch Zugang zum Deutschen Krankenhaus-Adressbuch. Damit nennt Joachim Tentscher weitere Quellen, die genutzt werden können, um sich im gesamten deutschsprachigen Raum zu bewerben. Dieses Adressbuch habe die Geschäftsführung für 2 000 Euro angeschafft.