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Gewerbegebiet kostet Felder

Von HEIKE RIEDEL 19.02.2009, 18:19

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - 500 Hektar groß soll das neue interkommunale Gewerbegebiet an der A 9 bei Weißenfels werden. Es verspricht wirtschaftliche Impulse, neue Arbeitsplätze. Es kostet aber auch wertvolles Ackerland. "Wir brauchen Gewerbeansiedlungen, wir brauchen Straßen und Bahntrassen. Aber wir brauchen auch einen sorgsamen Umgang mit dem Boden", mahnt Hans Schulze, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Burgenlandkreis immer wieder an. Und dabei hat er besonders die teilweise mit 90 Bodenpunkten sehr wertvollen landwirtschaftlichen Flächen im Landkreis im Blick.

Wohnungsbau sollte zum Beispiel nicht gerade dort erfolgen, wo gutes Feld dafür geopfert werden muss. Versiegelte Flächen sollten zurückgewonnen werden, auch wenn das Kosten und Mühen verursacht. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gehören seiner Meinung nach nicht auf landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Die Nutzung des Industrieparks Zeitz für Neuansiedlungen und die Entsiegelung von Flächen in diesem Bereich nennt er als positives Beispiel. Die Planungen um die ICE-Trasse im Burgenlandkreis als ein ganz schlechtes. Da gehe bester Boden nicht nur für den Bau der Trasse, sondern noch einmal für landschaftspflegerische Belange drauf. Die Rekultivierungsmaßnahmen der Mibrag, nach denen Bauern Flächen zur Bearbeitung übergeben werden können, lobt Schulze ebenfalls. Nur unter dieser Voraussetzung seien Landwirtschaft und Tagebau verträglich.

"Ohne die Landwirtschaft geht überhaupt nichts." So signalisierte Gundram Mock, 1. Beigeordneter des Landrates, auf dem jüngsten Bauerntag in Hohenmölsen, den Landwirten, dass ihre Worte im Planungs- und Bauordnungsamt des Landkreises nicht verhallen. Auch wenn es schwierig sei, doch zwischen den Interessen von Landwirten und Investoren müsse abgewogen werden, seien Kompromisse zu finden, sagte er.

Dem stimmt Bernd Schunke, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Hohenmölsen-Weißenfels-Zeitz, zu. Doch sieht er Fehlentwicklungen, wenn es für Investoren leichter ist, durch Anpflanzungen auf Acker ihre Ausgleichspunkte zu erhalten als durch Abriss verfallender Bauten. Und er hat das Beispiel an der Bundesstraße 91 parat, wo ein Fahrweg um die einstige Gaststätte "Zur Zufriedenheit" herum über Feld errichtet wurde, statt für den Abriss der Ruine zu sorgen. "Der Boden ist unser wichtigstes Produktionsmittel. Irgendwann werden unsere Kinder uns vorwerfen, wie wir mit den Landwirtschaftsflächen umgegangen sind", sagt Schunke angesichts der andauernden Tendenz des Verlustes landwirtschaftlicher Fläche im Burgenlandkreis.

Das interkommunale Gewerbegebiet an der Autobahn wird nicht an den Landwirten scheitern, wenngleich Schunke die Frage stellt, ob gerechtfertigt ist, in dieser Größenordnung Felder zu opfern, stehen doch noch Flächen in anderen Gewerbegebieten frei. Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt hat im Rahmen der jüngsten Machbarkeitsstudie bereits Lösungsansätze aufgezeigt, um die Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu reduzieren. Sie hat sich damit befasst, welche Flächen freigelenkt werden müssen, erläutert Armin Oehl, Leiter der Außenstelle Halle. Sie habe auch Vorschläge unterbreitet, wie den Kompensationsverpflichtungen nachgekommen werden kann mit der geringsten Belastung für die Landwirte. Grünlandfläche könnte bewirtschaftet werden, Landschaftspflege durch Beweidung erfolgen.

Oehl bietet die Erfahrungen der Gesellschaft an, um das Flächenmanagement zu betreiben. "Die Lasten des enormen Flächenentzugs müssen verteilt werden, damit nicht einzelne Unternehmen daran zerbrechen", sagt er.