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Fundstücke lassen auf Nachtlager schließen

Von Andreas Richter 18.02.2007, 15:24

Lützen/MZ. - Im Herbst letzten Jahres wandelten die Männer wochenlang auf den Spuren jener Schlacht des Dreißigjährigen Krieges, die sich vor 375 Jahren zugetragen hat.

In diesen Wochen läuft nun Teil zwei einer mühseligen Kleinarbeit. Jedes Fundstück wird dokumentiert, es wird recherchiert und datiert. In der "Blauen Maus" in Lützen sitzen Brunhilde Seiler und Petra Giebe und nehmen jedes einzelne Fundstück auf, holen es aus der Tüte, waschen und trocknen es, versehen es mit einer Nummer und packen es wieder in dieselbe Tüte, in der es vorher gesteckt hat. "So etwa 120 Fundstücke gehen jeden Tag durch unsere Hände", berichtet Brunhilde Seiler, die ebenso wie ihre Mitstreiterin bis Mai über einen Ein-Euro-Job bei der Stadt angestellt ist.

Die Palette der Fundstücke ist dabei groß. Knöpfe, Schnallen und Fingerhüte fanden die Archäologen auf dem einstigen Schlachtfeld ebenso wie Münzen, Zapfhähne, Musketenkugeln und Keramik. Nicht alles freilich lässt sich eindeutig der Zeit um 1632 zuordnen. Ein besonderes Einzelstück sei beispielsweise ein bronzener Löwe, der eine Tatze auf eine Weltkugel legt. "Die Freude ist allerdings getrübt, denn ich kann den Fund nicht genau datieren", schränkt André Schürger ein. Interessant sei auch, dass zahlreiche so genannte Riemenzungen gefunden wurden. Dabei handelt es sich um Verzierungen am Gürtelriemen, die hauptsächlich an Frauentrachten zu finden waren. Für die Archäologen ein Fingerzeig darauf, dass an der Schlacht beteiligte Truppen bei Lützen ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Und zum Tross gehörten zum Beispiel eben auch Marketenderinnen.

Die interessantesten Fundstücke sollen eine Sonderausstellung bereichern, die im Herbst anlässlich des 375. Jubiläums der Schlacht bei Lützen zu sehen sein wird. Bis dahin jedoch haben André Schürger und seine Mitstreiter noch einiges zu tun. Im März wollen sie die historische Spurensuche auf dem Feld fortsetzen. Wollen sich unter anderem mit den Gräben befassen, die Wallenstein (1583-1634), Gegenspieler von Schwedenkönig Gustav Adolf, vor der Schlacht bei Lützen, angelegt hat.