Die Blumen bekommt der Pianist

WEISSENFELS/MZ. - Vothel versucht mit seinem Klavierspiel wieder von Anfang an, den Kampf gegen die stimmgewaltige und umwerfend komische Sängerin zu gewinnen. Mit seinem selbst komponierten Klavierstück "Goldenes Herbstblatt im Frühjahr fallend" versucht er das Publikum für sich zu gewinnen. Doch die Wahl eines solchen Titels zieht sich durch das gut inszenierte Programm. Katrin Weber erinnert ihn immer wieder an die fallenden Blätter im goldenen Herbst.

Sie, die Sängerin, steht im Vordergrund, präsentiert sich mit außergewöhnlich betörender Stimme in den Liedern, die sie im Solo-Programm singt und in der Schlagfertigkeit ihrer Worte, mit denen sie im Geschlechterkampf austeilt. "Rainer Vothel kommt mit seiner Meinung in meine Kabine und geht mit meiner wieder raus", sagt sie.

Allerdings ist bei der Klasse der singenden Frau und des den Flügel spielenden Mannes kein billiger Geschlechterwettkampf zu erwarten, auch wenn die starke Weber immer das letzte Wort hat. Vothel darf durchaus auch sagen, dass mit seinem Solo-Auftritt, eben jenem goldenen Herbst-Stück, der künstlerische Höhepunkt der Veranstaltung bereits vorüber sei.

Seitdem Katrin Weber gemeinsam mit Tom Pauls sängerisch und kabarettistisch in vergangenen Jahren das Kulturhaus füllte und die Zuschauer außerordentlich gut unterhielt, kann sie mit einem Stammpublikum bei ihren Auftritten in der Saalestadt rechnen. Die 46-Jährige will dabei die Zuschauer nicht nur unterhalten, für sie singen und schauspielern, so wie sie es gelernt hat. Die Kabarettistin trifft die Pointen perfekt, was wohl auch daran liegt, dass sie ihr Publikum nicht aus dem Blick lässt. Sie bindet Gäste ein, sucht sich einen Johannes aus der ersten Reihe, um ihn auf die Bühne zu holen und mit ihm vorzutanzen.

Und sie vergisst auch den Egon nicht, "für den sie alles nur aus Liebe tut". Doch dieses Lied, das vom sächsischen Bühnenwunder mit der gewaltigen Stimme einfach immer wieder erwartet wird, hält sie als zweite Zugabe zurück, krabbelt dabei sogar durch die Zuschauerreihen zu ihrem erwählten Egon - zur Freude der Beifall klatschenden Gäste. Doch die Freude über die Blumen, die der Mann aus dem Publikum auf die Bühne bringt, geht an ihr vorbei. Die bekommt der Pianist Rainer Vothel. Die Gäste lachen laut, auch diese Pointe sitzt. Die Weber und der Vothel haben wieder den Weißenfelsern kurz vor Weihnachten eine perfekte Show beschert.

"Die sollen sie nächstes Jahr ruhig wieder hierher holen", verabschieden sich Herta Mendel und Franz Würzel und verabreden sich mal vorab, dann wieder den Abend gemeinsam in der Saalestadt zu genießen.