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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schneeflocken und Ruf nach Frühling

Von HEIKE RIEDEL 09.04.2012, 16:27

SCHELKAU/MZ. - Mit Mützen, Kapuzen und Schals geschützt erwarten die Bewohner der Wohn- und Förderstätte der Caritas "Julius von Pflug" in Schelkau die Eröffnung ihres Osterprogrammes mit einem Feuer zum Abschluss. Während die Besucher schon einmal zum Zeitvertreib einen Blick auf die kreativen Werke richten können, die die Heimbewohner passend zum Frühling und Osterfest angefertigt haben, rückt am Sonnabendnachmittag für die Chormitglieder die Zeit nur langsam voran. Sie sind etwas aufgeregt. "Ich sage ein Gedicht zum Frühling auf", beschäftigt Kathrin Rätz der Auftritt. "Das ist doch aber kein Frühling, das ist Winter, ich komme hier nicht raus", sagt sie, als große dicke Schneeflocken fallen und sie frösteln lassen. So zieht sie sich wieder ins Musik-Café zurück. Als Heimleiter Bernhard Maier dann aber 17 Uhr zum Mikrofon greift, ist auch Kathrin Rätz unter den vielen, die sich trotz des plötzlichen Wintereinbruchs aus ihren Häusern gewagt haben.

"Hier treffe ich Freunde", sagt Vico Nagel, der früher zu den Heimbewohnern gehörte, heute in einer Caritas-Wohnstätte in Zeitz lebt. Für die Heimbewohner selbst und die ehemaligen, für ihre Familienangehörigen und Betreuer, für Mitarbeiter der Caritas und deren Familien sowie die Mitglieder des Fördervereins ist das Osterfest seit Bestehen der Einrichtung ein immer wieder gern angenommenes Fest in großer Gemeinschaft. Mindestens doppelt so viele feiern es zusammen, wie in den Schelkauer Häusern der Förderstätte leben.

Anika Hahn ist eine der 83 Bewohnerinnen und freut sich, dass Mutter und Großmutter bei ihr sind. "Auch wenn der Weg aus Hanau weit ist, ich komme gern gerade zu solchen Ereignissen", sagt Doris Heidenreich. Denn da könne sie viel Freude mit Anika teilen. Zur Bestätigung jauchzt die 27-Jährige im Rollstuhl laut auf, als der Chor Aufstellung nimmt. Zu den Texten von Gottes Liebe und vom Frühling trägt die junge Frau auf ihre Art mit bei, das Frühjahr zu rufen. "Ihr geht es hier richtig gut, Anika hat vieles gelernt und äußert sich, wie ich es nie erwartet hätte", spricht die Mutter dem Haus ein ganz großes Lob aus. Immer wieder werden selbst den so schwer Behinderten neue Anregungen gegeben, sagt sie. Die Töpfer- und Holzarbeiten, aus Luftballons gebastelten Osterschalen, aus Filz hergestellten Osterlämmer, bunt beklebte Eier und Karten - all das, was Töpferin Katrin Gentzsch am Osterstand präsentiert, sind Ergebnisse der Beschäftigung der Heimbewohner. "Auch Anika hat schon in Malerschürtze fröhlich mit den Farben hantiert", erzählt Doris Heidenreich freudig.

Durch die Besucherreihen rollen zwei Osterhasen einen großen Wagen. Sie haben in Ergänzung zu dem, was sich jeder am Grill- und Getränkestand kaufen kann, Süßes zu verteilen. Und Klaus Gärtig überreicht im Namen der Stadt Teuchern am Ende noch einen Korb mit 100 Hühnereiern, wie es schon zur Tradition geworden ist.