1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Klärwerk am Limit

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Klärwerk am Limit

Von andreas richter 03.10.2012, 16:13

wengelsdorf/MZ. - Das Klärwerk des Abwasserzweckverbandes Saale-Rippachtal (AZV) in Wengelsdorf arbeitet stabil. Darauf hat AZV-Geschäftsführer Hans-Werner Habelmann hingewiesen. Eine Überschreitung von Einleitwerten, die in Weißenfels millionenschwere Strafzahlungen zur Folge haben, sei in Wengelsdorf nicht zu befürchten. Dafür würden unter anderem 24-Stunden-Kontrollen und wöchentliche Messungen sorgen.

Habelmann reagierte damit auf jüngste Aussagen von Silvia Unger, Referentin der Oberen Kommunalaufsicht in Halle, im Teucherner Stadtrat. Dort hieß es, der AZV habe große Schwierigkeiten. Hauptproblem sei das Klärwerk in Wengelsdorf, dessen Kapazitätsgrenze erreicht sei.

Dass das Klärwerk hart am Limit arbeitet, bestätigte Habelmann. Ungeachtet des stabilen Betriebes sei eine Erweiterung der Kapazität des derzeit für 17 000 Einwohnerwerte ausgelegten Klärwerks dringend erforderlich. "Wir brauchen endlich klare Aussagen vom Land zur Förderung des Vorhabens", sagte Habelmann. Eine erste Baugenehmigung liege immerhin schon seit 2006 vor. "Ich habe die Genehmigung mittlerweile schon drei Mal neu beantragt", so Habelmann. Die derzeitige sei bis März 2013 gültig. Spätestens bis dahin hofft Habelmann auf ein eindeutiges Signal.

Die Hoffnung darauf, dass das Land die Fünf-Millionen-Euro-Investition mit bis zu 60 Prozent fördert, hat Habelmann auch nach der gescheiterten Fusion des AZV mit den Zweckverbänden in Weißenfels und Bad Dürrenberg nicht aufgegeben. Immerhin stehe der Ausbau der Wengelsdorfer Kläranlage auf einer Prioritätenliste des Umweltministeriums mit an vorderster Stelle.

Dass der AZV ein auf 28 000 bis 30 000 Einwohnerwerte erweitertes Klärwerk braucht, daran gibt es für Habelmann keinen Zweifel. "Der aktuelle Zustand ist für alle untragbar", sagte er und fügte hinzu: "Zurzeit sind keine gewerblichen Anschlüsse mehr möglich." Das sei umso problematischer, wenn man weiß, dass das Gewerbegebiet in Zorbau und das Industriegebiet Nessa zu den Einleitern in Wengelsdorf gehören. Für die nächsten Jahre sieht Habelmann weiteres Potential bei der Entwicklung der Gewerbe-Standorte, so für das geplante Industriegebiet an der Autobahn 9. Dass die gewerblichen Einleiter zunehmend an Bedeutung gewinnen, zeigt auch eine Statistik der am Einlauf des Wengelsdorfer Klärwerkes gemessenen Abwassermenge. Waren es 2002 noch knapp 600 000 Kubikmeter, so standen im vergangenen Jahr rund 925 000 Kubikmeter zu Buche - und das obwohl die Einwohnerzahl im Verbandsgebiet in diesem Zeitraum von mehr als 20 000 auf rund 18 200 gesunken ist.

Konkrete Auswirkungen hat das Klärwerk am Limit für die Entwicklung in zahlreichen Orten. Nicht zuletzt deshalb war die Muschwitzer Ortsbürgermeisterin Barbara Dittrich (parteilos) für eine Fusion der drei Abwasserzweckverbände - in der Hoffnung, dass dann eher Geld für eine Erweiterung des Klärwerkes fließt und dringend notwendige Straßenbauarbeiten, zusammen mit der Verlegung von Abwasserkanälen, losgehen können. "Die Lange Straße im Ortsteil Kreischau ist seit 1995 fällig. Die Bürger sind verärgert, weil sei immer wieder hingehalten werden", so Dittrich. Habelmann kennt die Situation. Muschwitz sei einer der leidtragenden Orte, Kleinkorbetha ein weiteres Beispiel.

92,5 Prozent beträgt derzeit im Verbandsgebiet der Anschlussgrad an die zentrale Abwasserentsorgung. Rund 8 000 Einwohnerwerte sind laut Habelmann noch anzuschließen. Und er hofft noch immer, dass das gelingt. Immerhin seien bereits 350 000 Euro in die Planung der Klärwerkserweiterung geflossen. Geld, das am Ende nicht in den Sand gesetzt sein darf.