Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Einblicke in Betriebe helfen bei Berufswahl

WEISSENFELS/MZ. - Martin Friedrich will Industriemechaniker oder Zerspaner werden. Der Zehntklässler ist sich sicher, dass ein Metallberuf der richtige für ihn ist. Erst recht seitdem er nicht nur die Erfahrungen aus der Familie dazu hört, sondern auch die Anforderungen in der Hollfelder Gührung GmbH in Zorbau kennengelernt hat. Einem Betriebsbesuch mit einer Schülergruppe, den ihn das Projekt Schule - Wirtschaft der Weißenfelser Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer ermöglicht hat, konnte er noch ein Praktikum in dem Unternehmen anschließen.

"So etwas ist nichts für mich", hat sich Jonas Hallensleben gesagt, nachdem er seinen ersten Interessen folgend sich die Arbeitsplätze bei der Menü-Service GmbH in Weißenfels, von Schüco International in Zorbau und Dow in Leuna angesehen hat. Er möchte es direkt mit Menschen zu tun haben, sagt er und hat deswegen im Praktikum Fitnesszentrum und Physiotherapiepraxis "ausprobiert". Schließlich hat er sich aber für eine Ausbildung bei der Polizei beworben.

Seitdem sie Vorstellungen von ihrer Zukunft haben, läuft es in der Schule besser, bestätigen nicht nur die beiden. Diese zu finden, hätten ihnen die besonderen Angebote der Berufsorientierung der Beuditzschule geholfen, dem stimmen auch Eric Lampert, Tom Vopel und Sebastian Rauch zu. Immerhin wurden interessierten Beuditzschülern schon die Türen von elf Unternehmen geöffnet. Zusammen mit Vorträgen, Gesprächsrunden, Berufsorientierungsmesse, den beiden obligatorischen Schulpraktika und verschiedenen Bewerbungstrainings fühlen sich die Schüler für ihren ersten Schritt ins Berufsleben, die Wahl des Ausbildungsplatzes, gut vorbereitet.

Eine Abbrecherquote von knapp zehn Prozent in den Ausbildungsbetrieben der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, das ist der Geschäftsstelle Weißenfels zu viel. Sowohl angesichts des sich entwickelnden Fachkräftebedarfs in den Unternehmen, als auch der Misserfolge für die jungen Menschen, hat sie deswegen vor drei Jahren das Projekt Schule - Wirtschaft begonnen. Bis heute haben sich diesem bis in den Saalekreis hinüber 27 Unternehmen angeschlossen. Einzelne Schüler wie Kenneth Vogt, der heute im Felsenkeller Naumburg lernt, haben darüber sehr direkt ihren Berufswunsch gefunden.

Über die Lehrpläne hinaus nutzen 21 Schulen im Burgenlandkreis über die vom Wirtschaftsamt des Kreises angestoßenen Lernpartnerschaften direkte Kontakte zu den Unternehmen. Auf diesem Weg kommen zum Beispiel Schüler der Ökowegschule in die Stadtverwaltung Weißenfels, die Lieken Brot- und Backwaren GmbH, zu Simon Werbung, ins Tönnies-Fleischwerk, zu Schüco International, Argenta, Kaufland und Bundeswehr, lernen dort nahezu 20 Berufe in der Praxis kennen.

Die Interessen der meisten sind durch Eltern und Verwandtschaft vorbestimmt und werden in Praktika geprüft, so zeigte es sich in einer Gesprächsrunde. "Die Jungen wollen Kfz-Mechatroniker werden und die Mädchen etwas mit Kindern lernen", beschreibt Jeanny Knochenhauer, Schülerin der 9. Klasse, ihren Eindruck, einer der dazu auffordert, sich auch breiter zu orientieren. Sie selbst habe allerdings keine der Arbeitsstellen angesprochen, die sie in der siebenten Klasse in einer Pflichtveranstaltung kennenlernen musste. Tom Weimann aber hat klarere Vorstellungen vom Kfz-Mechaniker gewonnen, den er neben dem des Landwirts für seine Ausbildung erwägt. Er schaut sich dafür auch in der Freizeit in den Berufen um.

Egal, ob sie wie Jessica Göbel ins Büro, wie Lisa Oschmann in die Justizlaufbahn oder wie Elisabeth Knittel und Christin Schneider in Berufe zur Kinderbetreuung oder -pflege wollen, die Kontakte zu den Unternehmen der Lernpartnerschaft waren ihnen bei der Berufsorientierung wichtige Hilfe, so das Fazit. Mitschüler haben so Praktikums- und auch Ausbildungsplätze gefunden.

Im Internet werden rund 700 Praktikumsplätze im Burgenlandkreis angeboten.