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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Duft von Benzin und Natur

Von JULIA REINARD 10.07.2011, 16:46

HOHENMÖLSEN/MZ. - Für die meisten war diese Fahrt der Höhepunkt des Motorradtreffens: Wenn hunderte Maschinen knattern und in einer langen Kolonne über die Straßen düsen.

Hans-Joachim Weber bestätigt das: "Es ist ein schönes Gefühl, wenn wir alles zusammen losfahren." Außerdem habe die Gruppe wegen der Polizeibegleitung freie Fahrt, das gebe es sonst nicht. Er unternimmt die Fahrt nicht allein, hinter ihm sitzt Lebensgefährtin Karin Beckmann.

Auch Eduard und Elisabeth Keck haben sich sonst immer auf die Ausfahrt gefreut. Die Zwei hatten die weiteste Anreise zum Mondsee - 500 Kilometer waren sie vom rheinland-pfälzischen Jockgrim nach Hohenmölsen unterwegs. Dieses Jahr sind sie allerdings mit dem Auto gekommen, denn ihren Feuerstuhl haben sie vergangenes Jahr verkauft. "Wir sind nur noch ein paar hundert Kilometer im Jahr gefahren, das hat sich nicht mehr gelohnt", erklärt der 72-jährige Eduard Keck.

Davor waren sie allerdings 20 Jahre lang zweirädrig unterwegs gewesen. Sie hätten schöne Zeiten damit erlebt, sagt Ehefrau Elisabeth Keck. "Wir sind so viel rumgekommen - das hätten wir ohne Motorrad gar nicht alles gesehen." Lernten sie irgendwo andere Biker kennen und wurden von ihnen eingeladen, dann fuhren sie auch hin. So kamen sie nach Berlin oder ins italienische Mailand - und 1992 auch nach Grunau.

Die Motorradfreunde aus Sachsen-Anhalt hatten sie bei einem Treffen im saarländischen Ludweiler kennen gelernt, wohin der junge Grunauer Verein einen Ausflug gemacht hatte. Von Anfang an hätten sie sich bei den Grunauern gut aufgenommen gefühlt, erzählt Elisabeth Keck und ihr Mann ergänzt: "Die ersten Male war es richtig urig - mit Lagerfeuer und Gitarre."

Seitdem ist eine Menge passiert: Grunau ist wegen des Bergbaus von der Landkarte verschwunden, die Vereinsmitglieder haben Familien gegründet und das Biker-Treffen ist immer mehr gewachsen. An diesem Treffen haben sie festgehalten, wenngleich es mehrfach den Ort wechselte. Auch den Vereinsnamen hätten sie beibehalten, obwohl sie jetzt in Hohenmölsen zu Hause sind, erklärt Uwe Horbas, Chronist der 16-köpfigen Vereins.

Zuletzt hinzugekommen ist Silvia Zenker, die mit ihrem Status kokettiert: "Ich bin das jüngste Vereinsmitglied und gleichzeitig das älteste", sagt die 52-Jährige. Sie hat im April ihren Motorradführerschein bestanden. Dann erzählte Friseurin Wencke Wittek ihr vom Verein und sie ist ihm kurz darauf beigetreten. Silvia Zenker ist eine der wenigen Frauen, die ein eigenes Motorrad fahren.

Für sie hat sich mit dem Motorradführerschein ein "Jungmädchentraum" erfüllt. Schon immer habe sie ein Motorrad gewollt, doch dann habe stets etwas anderes Priorität gehabt: Ehemann, Haus, Kind. 2008 habe sie sich dann vorgenommen, nur noch das zu tun, was ihr Spaß macht - und so kaufte sie sich eine Maschine und machte den zugehörigen Führerschein. Für Silvia Zenker ist schon das Anziehen der Lederkluft ein Ritual. "Da bekomme ich gleich ein Gefühl von Freiheit", sagt sie. Am meisten mag sie, dass sie sich beim Fahren der Natur so nah fühlt, denn: "Durch den Helm riecht man alles, selbst Kuhdung."

Die 52-Jährige freute sich auf ihre erste Ausfahrt in großer Runde. Den Ausflug machte Wencke Wittek nicht mit. Die Friseurin kümmerte sich mit Anke Meinhard, anderen Vereinsmitgliedern und Freunden vom SV Großgrimma um das leibliche Wohl - sie kochten Kaffee und schnitten Kuchen. Als der Tross vom Ausflug zurückkehrte, dankte er es ihnen.