Auftritt im Kulturhaus: Auftritt im Kulturhaus: Katrin Sass überzeugte Weißenfelser

weissenfels/MZ - Die Frau ist klasse, sie kann was und dann diese Stimme - dunkel, leise, aber immer mit Nachdruck - unverwechselbar eben. Nur ihretwegen sind sie gekommen. Das beteuerten am Samstagabend nicht nur Frauen im Alter von Katrin Sass - Ende 50 und noch zehn, 15 Jahre älter. Auch viele Ehepaare waren der Einladung des städtischen Kulturamtes ins Weißenfelser Kulturhaus gefolgt - um die Schauspielerin live und als Sängerin zu erleben.

Die charismatische Künstlerin singt wie sie spielt, selbstbewusst und unverstellt. Mit Songs wie „Wer sperrt die Menschen ein“ bringt die gebürtige Schwerinerin ein Stück aus der aktuellen ARD-Serie „Weißensee“ nach Weißenfels. Katrins Abend, wie ihn Henning Schmiedt, der virtuose Mann am Klavier, nennt, ist eine Premiere. Denn ihr Album „Königskinder“ stellt die 57-Jährige zum ersten Mal hautnah vor Publikum vor.

„Wenn heute eine Panne passiert, dann ist das echt“, sagt die zierliche Frau resolut. Tatsächlich passiert es, vergisst Sass zweimal ein paar Textzeilen. Ausgerechnet bei Liedern von Reinhard Mey, den sie so verehrt und persönlich kennenlernen durfte, wie sie schwärmerisch erklärt. Doch die Zuhörer sehen darüber hinweg, quittieren es mit spontanem Applaus und sind begierig, mehr zu hören. Sass schöpft aus einer reichen Sammlung von „Ost-West-Suiten“, wie sie der begleitende Meister der schwarz-weißen Tasten treffend beschreibt. Wie ein roter Faden zieht sich das große Thema Freiheit durch den kontrastreichen Abend mit Sehnsuchtsliedern. „Von Sehnsucht, Fernweh und Freiheit ist mein ganzes Leben bestimmt“, sagt die kleine Frau mit der großen Ausstrahlung.

„Freiheit ist das größte Geschenk, das wir seit der Einheit Deutschlands haben“, bekräftigt die Schauspielerin. Holger Biege habe das schon in den 1980er Jahren begriffen. Doch nicht nur seinen Songs „Reichtum dieser Welt“ und „Deine Liebe und mein Lied“ haucht sie mit ihrer Altstimme eine völlig neue Identität ein. Sie geht über Karats und Maffays „Sieben Brücken“ als deutsch-deutsches Lied, besingt „Unsre Heimat“, erinnert an Marlene Dietrichs mit „Sag mir wo die Blumen sind“, „Als ich fortging“ von Dirk Michaelis und vergisst Vroni Fischers „Auf der Wiese“ ebenso wenig wie Nina Hagens „Farbfilm“ - als Parodie, zugeschnitten auf Ka-trins Abend in Ostdeutschland.

„Ein schöner Abend mit Anspruch, auf den ich mich einlassen wollte“, kommentiert Manuela Schmelz aus Weißenfels nach dem Programm der Königskinder, für die die Mauer viel zu hoch war. „Mir gefällt ihre Stehaufmännchen-Mentalität“, fügt sie beeindruckt hinzu. „Es ist sehr speziell und Geschmackssache, was die Sass macht - wir mögen das“, sagt Jürgen Rotter (63) aus Merseburg. Mit seiner Frau Ilona habe er die Veranstaltung sehr genossen. Simone Bräutigam schließt sich an. Sie verpasse kein Folge der Serie „Weißensee“ im Fernsehen - „vor allem wegen Katrin Sass“, bekennt die Weißenfelserin.