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Ankunft auf Bahnhof «Rose»

Von Bärbel Schmuck 08.06.2006, 18:10

Weißenfels/MZ. - "Ich bin froh, dass ich hier sein darf. Ohne diese Einrichtung wäre ich schon wieder ganz unten." Hans Detlef Gunkel sagt es, während er in der Gemeinschaftsküche Kartoffeln schält.

Der 50-jährige Weißenfelser war Alkoholiker und hat es geschafft, nach einer Langzeittherapie "trocken" zu werden. Danach folgte der Vater zweier erwachsener Kinder der Empfehlung seiner Ärzte und Betreuer, die Weißenfelser Tagesstätte "Grüne Rose" für seelisch behinderte Menschen in Folge von Sucht zu besuchen. "Um unter Menschen mit ähnlichem Schicksal zu kommen und um Ablenkung zu finden", wie er im Haus in der Langendorfer Straße 45 unterstreicht. Seit gut einem Jahr hat Gunkel keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken. Für ihn gibt es nur noch Kaffee, Tee oder Mineralwasser und Saft, beteuert der "Mann mit dem grünen Daumen". So jedenfalls nennt Anette Hanl den Experten für die Pflege der Grünpflanzen, der sich außerdem gerne der Gartenarbeit widmet. "Was der Mann mit dem grünen Daumen sät, pflanzt oder umtopft, das wird was", versichert sie, die zusammen mit Ehemann Dr. Bernhard Hanl die Tagesstätte in Trägerschaft der gemeinnützigen GmbH "Grüne Rose" als Hilfenetzwerk im Gebäude des ehemaligen Fröbelkindergartens eröffnete. "Anfangs suchten neun Klienten unser Haus auf. Jetzt kommen von Montag bis Freitag bereits 14 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahre." So lässt die Geschäftsführerin das erste Jahr des Bestehens der Einrichtung Revue passieren.

Einer Einrichtung, in der Ergotherapeutin Annette John und Sozialarbeiterin Silke Pfaue ein breit gefächertes Programm für die Klienten und mit ihnen gemeinsam absolvieren. Vom Einkaufen über Hausputz und Gartenarbeiten reichen die alltäglichen Dinge bis zur Beschäftigungstherapie sowie Einzel- und Gruppengesprächen.

"Wir kochen gemeinsam, gehen einmal in der Woche schwimmen, spielen Tischtennis, unternehmen Ausflüge zur Rodelbahn und machen Fahrradtouren in die nähere Umgebung", erzählt Hans Detlef Gunkel. Außerdem verweist er auf Projekte wie unter anderem Korbflechten und Heimwerken. Auch einen Bahnhof "Grüne Rose", bei dem sich Klienten mit dem Aufbau einer Modelleisenbahn beschäftigen, gibt es im Haus. Einem Haus, in dem sich Menschen wie Hans Detlef Gunkel angekommen und in der Gemeinschaft als eine Art Ersatzfamilie gut aufgenommen fühlen.