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Wie weit ist es bis Tullu Dimptu?

12.10.2007, 16:42

Sangerhausen/MZ. - Frau Beermann, wie wird frau zur Initiatorin eines internationalen Hilfsprojektes?

Sarah-Gabriele Beermann: In tiefem Andenken an meinen im Januar 2000 verstorbenen Ehemann beschloss ich, ein großes Hilfsprojekt in seinem Namen auf dem Gebiet der Bildung in einem Entwicklungsland zu realisieren. Die Idee eines Schulprojektes entstand.

Klären Sie uns Mitteleuropäer bitte auf, wo liegt Tullu Dimptu?

Beermann: Tullu Dimptu bedeutet "Roter Berg" und ist der Name eines Berges in Oromeia, nahe des Ortes Gudaar in Äthiopien.

Was verschlug Sie selbst dorthin?

Beermann: Verschiedene schicksalhafte Begegnungen führten mich letztendlich in das Gebiet der Oromos. Die Oromos machen mit 48 Prozent die absolut größte Bevölkerungsgruppe Äthiopiens aus, werden aber von der amharischen Regierung (17 Prozent Bevölkerungsanteil) massiv unterdrückt. In nicht einfachen Verhandlungen mit der Kreisschulbehörde bekamen wir ein 12 000 Quadratmeter großes Grundstück am Tullu Dimptu zugewiesen.

Stichwort Schule. Worum geht es Ihnen mit Ihrem Bildungsprojekt?

Beermann: Die Schule hat ihren Schwerpunkt auf der Ausbildung zur Selbsthilfe und fördert die Mädchen als vollwertig und gleichberechtigt neben den Jungen. Mädchen werden in Äthiopien zu 90 Prozent immer noch beschnitten und erhalten keine Schulbildung.

Da kommt eine "weiße Frau mit großem Herzen" daher und will helfen...

Beermann: (lacht) Zunächst stimmt das. Wir haben uns aber ganz bewusst vor Ort in Äthiopien Partner gesucht und gefunden mit der Selbsthilfeorganisation der Oromos, genannt OSHO. Ihr Leiter, Mulugeta Gemeshu, ist eine herausragende Persönlichkeit und General Manager unseres Projektes.

Was ist inzwischen von der Vision zur Realität geworden?

Beermann: Sehr viel. Am 2. April 2004 legten wir den Grundstein für die Schule. Seit August 2006 beleben und nutzen 1 250 Schüler und 35 Lehrer die 8 Klassenhäuser mit je vier Klassen, den Sportplatz, Lehrerhäuser, eine Versammlungshalle, große landwirtschaftliche Flächen. Eine Brunnenbohrung auf dem Schulgelände hilft der umliegenden Bevölkerung. Die kleine Klinik tut dies leider noch nicht.

Wie meinen Sie das?

Beermann: Die kleine Klinik auf dem Schulkomplex steht leer. Dabei wäre die ambulante Betreuung für die 1 250 Schüler und ihrer Angehörigen so wichtig. Auch um zu verhindern, dass Kinder an Lungenentzündung und Blutvergiftung sterben müssen.

Woran fehlt es gegenwärtig?

Beermann: Na, woran wohl: am Geld. Ich selber bin finanziell an meinen Grenzen angekommen. Der Unterhalt der Schule beträgt monatlich 950 Euro. Die Regierung zahlt lediglich den Mindestlohn der Lehrer, monatlich etwa 20 Euro. Ein Startkapital für die "Clinic" und das mindestens dreiköpfige Personal wäre deshalb eine wunderbare Hilfe.

Die es ja nun dank des 3. Benefizballs der Rotarier in Sangerhausen gibt ...

Beermann: Ja. Eine wunderbare Geste der Teilhabe. Ich danke allen, die bereit sind, von unserem mitteleuropäischen Leben mit fließendem Wasser, ärztlicher Versorgung und dem Recht auf Bildung abzugeben.

Wie weit ist denn nun der "Tullu Dimptu" entfernt von uns?

Beermann: 8,5 Flug- plus 3,5 Autostunden. Im Herzen ist der "Rote Berg" jedoch sehr nah.

Der dritte Benefizball des Rotary Clubs Sangerhausen findet am Samstag, 27. Oktober in der Mammuthalle in Sangerhausen statt, Karten zu 55 Euro sind erhältlich unter Telefon (03464) 25 00.