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Staudamm-Wanderer in Kelbra Staudamm-Wanderer in Kelbra: Besuchern droht eine Anzeige

Von Steffi Rohland 12.11.2014, 10:21
Da die Tore des Dammes im Herbst und Winter verschlossen sind, kamen die Staudammbesucher auf den unterschiedlichsten illegalen Wegen auf das Stauseegelände in Kelbra.
Da die Tore des Dammes im Herbst und Winter verschlossen sind, kamen die Staudammbesucher auf den unterschiedlichsten illegalen Wegen auf das Stauseegelände in Kelbra. HEINZ NOACK Lizenz

Kelbra - Eines wurde den Staudamm-Wanderern in Kelbra bei dem schönstem Herbstwetter klar: Was viele tun, muss nicht immer richtig sein. Mit Kind und Kegeln waren sie unterwegs, zu Fuß auf Skateboard oder Skatern. Aber alle hatten sich strafbar gemacht. Denn der Staudamm ist wie in jedem Jahr seit 1. November gesperrt, die Tore für den Besucherverkehr geschlossen. Diese Festlegung gibt es seit Öffnung des Staudammes für den Besucherverkehr im Jahr 2010, da der Talsperrenbetrieb keinen Winterdienst auf der Dammkrone durchführt. Somit handeln all jene illegal, die den Hauptdamm bis zur Öffnung der Tore am 1. April 2015 wieder betreten.

Hundert illegale Gäste

Gebietsstaumeister Jens-Uwe Liske vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt hatte bei der erstmals mit der Polizei und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises (UNB) durchgeführten Großkontrolle gut zu tun: Er informierte nahezu hundert illegale Gäste im persönlichen Gespräch über ihr Fehlverhalten. Bis auf einen nach eigenen Aussagen „deutschlandweit aktiven Naturfotografen“ im Tarnanzug, gab es nur „Ersttäter“. Als Liske den jungen Mann im Tarnanzug sah, meinte er: „Diesen Fotografen habe ich schon einmal darauf hingewiesen.“ Die Belehrung wurde nun noch einmal im Beisein der Gesetzeshüter wiederholt. Werde der Mann wieder erwischt, müsse er mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs rechnen.

Die Wanderer nahmen dankbar zur Kenntnis, dass diesmal noch von einer Anzeige abgesehen wurde.

Die Sperrung des Hauptdammes ab 1. November eines jeden Jahres erfolgt aus betriebstechnischen Gründen des Talsperrenbetriebes. Es gibt auf dem Damm keinen Winterdienst.

Außerdem existiert eine zwischen den angrenzenden Landkreisen abgestimmte „Allgemeinverfügung zum Schutz des Kranichs während der Winterrast an der Talsperre“. Demnach darf auch die eigentliche Wasserfläche des Stausees zwischen 15. Oktober und 15. Dezember nicht betreten oder befahren werden.

Am vergangenen Samstag wurden auf der Fläche des Stausees von Mitgliedern des Verbandes Kranichschutz 26 400 Kraniche gezählt. Am 1. November waren es sogar über 40 000 Tiere gewesen.

Die meisten waren sich auch gar keiner Schuld bewusst. Sie sagten durchweg: „Es waren schon so viele auf dem Damm, da dachte ich mir nichts weiter dabei.“

Die „Besucher“ kamen auf unterschiedlichste Weise auf das Talsperrengelände: So sperrt am Vogelbeobachtungsturm allein eine Kette das Gelände ab. Sie ist leicht zu übersteigen – stellt aber rechtlich eine Einfriedung dar. „Unser Schild mit dem Hinweis 'Wasserwirtschaftliche Anlage Betreten verboten' wurde kurz nach dem Anbringen entfernt“, sagte Liske. Andere Wanderer waren durch ein durchtrenntes und niedergetretenes Zaunfeld auf das Gelände gelangt - auch das ist kein offizieller Eingang.

Betreten ist Straftat

Manche Leute behaupteten, durch ein offenes Tor gegangen zu sein. Andere erinnerten sich noch an den „großen praktischen Stein“, der am Tor überwunden wurde. Die letzte Gruppe holte sich sogar schmutzige Schuhe, weil sie vom Zeltplatz aus über eine Schlickfläche gewandert war - auch kein offizieller Weg. Dabei wurde sogar gegen das zum Schutz der Kraniche ausgesprochene Betretungsverbot der Wasserfläche des Stausees verstoßen. Genauso wie die Frau, die ihre beiden kleinen Hunde auf dem Gelände frei laufen ließ. Auch sie wurde verwarnt.

Natürlich fiel es den Kontrolleuren nicht leicht, die Erholungssuchenden des Dammes zu verweisen. Aber wenn die offiziellen Tore nicht geöffnet sind und über Schleichwege das Gelände betreten wird, ist das eine Straftat.

Eine Frau aus Sangerhausen sagte: „Es ist eigentlich schade, das war so schön hier.“ Der Talsperrenbetrieb hat angekündigt, die Kontrollen fortzusetzen. (mz)

Jens-Uwe Liske (3. von links) sowie Polizisten und Mitarbeiter der Naturschutzbehörde machten sie auf ihren Fehler aufmerksam.
Jens-Uwe Liske (3. von links) sowie Polizisten und Mitarbeiter der Naturschutzbehörde machten sie auf ihren Fehler aufmerksam.
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